Alibaba Computing Conference: Jack Ma & die Zukunftstechnologien

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Alibaba ist den meisten im Westen hauptsächlich für die Einzelhandelsplattform Aliexpress bekannt. Jedoch steckt hinter der Firma noch deutlich mehr, aufmerksamen Lesern von Techkou dürften so auch Taobao (in etwa eine chinesische Variante von eBay) und weitere Unternehmen der Alibaba Group (z.B. Ant Financial mit AliPay) bekannt sein.

Der Konzern hinter all diesen Plattformen, die Alibaba Group, veranstaltet jährlich die Alibaba Computing Conference, bei dieser die neuesten Innovationen und Wege der Expansion für die kommenden Jahre der Allgemeinheit vorgestellt werden. Auch auf der diesjährigen Konferenz gab es wieder einmal einiges zu bestaunen, die Highlights habe ich für euch in diesem Artikel zusammengefasst.

Neue Technik für alte Straßen

Schon seit Jahren gibt es Pläne für die Entlastung der chronisch überfüllten Straßen in Großstädten durch moderne Technologien. In Hangzhou, mit knapp 10 Millionen Einwohnern, experimentiert der Großkonzern schon länger mit smarten Verkehrsleitsystem und intelligenten Ampelschaltungen, bei der Computing Conference wurde jetzt die Version 2.0 vorgestellt.

Der digitale Verkehr wird von einer KI optimiert

ET City Brain, so wird die Technologie genannt, läuft in der Cloud und wird dabei durch artificial intelligence (AI) unterstützt. Mithilfe dieser soll nahezu jedes Fahrzeug auf der Straße erkannt werden und dementsprechend auch die Ampelphasen optimiert werden. Doch auch für die Sicherheit im Straßenverkehr bringt Alibabas Technologie enorme Vorteile, da Unfälle automatisch erkannt werden und Krankenwägen, Feuerwehr & co. durch die intelligente Ampelschaltung 48,9 Prozent schneller an Ihr Ziel kommen.

Damit ergibt sich eine höchst spannende Technologie, deren komplettes Potenzial sich erst in den nächsten Jahren zeigen wird. Abgesehen von den enormen Datenschutzrisiken durch eine Vollüberwachung des Straßenverkehrs (die in China bereits an vielen Stellen etabliert ist) bieten sich hier enorme Vorteile für den Verkehr und die Rettungsdienste. Ob und wann eine vergleichbare Technologie bei uns Einzug finden wird, steht aktuell jedoch noch in den Sternen.

Roboter, Roboter und noch mehr Roboter

Ein noch deutlich größeres Feld für Innovationen ist die Robotik. Selbstverständlich hat sich diese in den letzten Jahrzehnten schon in Unternehmen etabliert, Alibaba möchte die Roboter jedoch schnellstmöglich auch in den Alltag eines jeden Kundes einbinden.

Dabei sind den Einsatzgebieten nahezu keine Grenzen gesetzt, beispielsweise wurden auf der Messe unter anderem „intelligente“ Logistikroboter vorgestellt, die Lagerarbeiter entlasten sollen. Das Konzept ist bereits unter anderem durch Amazons Warenhäuser bekannt, ob die künstliche Intelligenz dabei tatsächlich einen Unterschied macht oder nur ein Buzzword bleibt wird sich zeigen.

Auch im Kundenkontakt soll es nach dem Willen der Ingenieure von Alibaba bald nur so von Robotern wimmeln. Egal ob Pflegeroboter im Krankenhaus, im Empfang von Hotels oder zum Ausliefern von Bestellungen, wenn die Zukunftsvisionen von Alibaba tatsächlich wahr werden wird es bald nur so von Robotern wimmeln.

Bis es soweit ist steht jedoch noch jede Menge Arbeit für die Entwickler an, denn noch fallen die Roboter zu oft um, rammen Wände und sind im allgemeinen noch nicht zuverlässig genug um menschliche Arbeitskräfte ersetzen zu können.

Neuer Chef baut neue Supermärkte!

Ein weiteres Feld, das auch von Robotern durchzogen werden soll, sind die Supermärkte der Zukunft. Dabei bleibt es jedoch nicht beim Ersetzen von eintöniger Arbeit wie dem Kassieren durch Roboter, nein, das gesamte Konzept Supermarkt wird neu gedacht.

Daniel Zhang, der Nachfolger von Jack Ma, ist der Erfinder der neuen Retail Strategie, bei der gleich drei neue Ladenkonzepte eine tragende Rolle bekommen werden. Freshippo (in China Hema) auf der einen Seite ist im Prinzip ein klassischer Supermarkt, der durch moderne Technologien, unter anderem natürlich Roboter, unterstützt wird. Außerdem soll der Shop die Schnittstelle aus der Online und Offline Welt darstellen. So können Kunden beispielsweise in den Laden gehen, dort per App scannen was Sie kaufen möchten und ohne die Ware den Laden wieder verlassen.

Der Einkauf wird dann bequem nach Hause geliefert, ein zukünftiger Einkauf geht auch ohne das Verlassen der eigenen Wohnung. Bequemer, schneller und schöner soll der Einkauf damit werden, doch aktuell ist das System ist noch relativ fehleranfällig. Bis es die klassischen Supermärkte verdrängen wird, vergeht wohl noch einiges an Zeit.

Bingo Box auf der anderen Seite wiederum lässt sich am ehesten mit der chinesischen Variante von Amazon Go beschreiben. Kein Bargeld (gezahlt wird natürlich mit dem Smartphone und AliPay), keine Kassierer und 24/7 geöffnet. Was futuristisch klingt ist in China bereits Realität, 5.000 der kleinen Boxen sollen Ende des Jahres für ein komplett neues Einkaufserlebnis sorgen. Auch für die Expansion nach Südkorea und Malaysia wurden bereits die Weichen gestellt. Kameraüberwachung statt Mitarbeitern ist das Motto, und spart dabei massig Geld. Nur ein Zehntel der Betriebskosten gegenüber gewöhnlichen Läden sollen anfallen.

24/7 Offen, günstiger, klein und praktisch – die Bingo Box

Auch wenn noch keines der Systeme problemlos arbeitet, zeigen beide doch, dass der chinesische Gigant mindestens mit Amazon mithalten kann, wenn es um Bingo Box geht (die nicht zu Alibaba gehören, nur unter anderem auf deren Technologie setzen) möglicherweise sogar einen Vorsprung gegenüber der amerikanischen Konkurrenz hat.

Alibaba Betriebssystem für Autos

Ein Technikgebiet, bei dem aus China in der Vergangenheit noch keine nennenswerten Innovationen kamen sind die Betriebssysteme. Kein Wunder, denn Microsoft, Apple und Google entwickeln die einzig relevanten Systeme für PCs, Laptops, Smartphones Tablets. Im Plattformkapitalismus ist es nahezu unmöglich eine Alternative zu den etablierten Plattformen zu etablieren, ganz anders sieht es jedoch auf dem Zukunftsmarkt der digitalen Autos aus.

Nahezu jeder Hersteller hat seine eigene Lösung in seine Autos integriert, welche mittlerweile oft zusätzlich Android Auto oder Apple CarPlay unterstützen. Das zugrundeliegende Betriebssystem ist jedoch meistens ein proprietäres des Herstellers, beispielsweise Sync von Ford.

Chinas neue Plattform für Autos?

Zumindest für den chinesischen Markt möchte Alibaba mit dem Flickenteppich aufräumen und einen einheitlichen Standard für die unzähligen Automarken aus dem Reich der Mitte entwickeln. Passenderweise heißt das System AliOS und unterstützt selbstverständlich alle wichtigen Funktionen wie ein Internetzugang, GPS, Navigation und Entertainment Angebote wie Karaoke. Ob Alibaba damit jedoch Erfolg haben wird, ist noch komplett offen, denn Alibaba hat schon einige gescheiterte Versuche im etablieren von Betriebssystemen hinter sich.

Die Kenner der Szene dürften YunOS eventuell noch kennen, Alibabas erster Versuch eine Android Alternative zu entwickeln. Fun Fact: Das China OS basierte selbst auf Android, war aber inkompatibel zu den Android Apps. Unter anderem deshalb floppte es, und bekam danach als AliOS einen neuen Namen. Zusätzlich wurde noch AliOS Things vorgestellt, ein Betriebssystem für das Internet der Dinge. Da sich jedoch keine der AliOS Versionen bisher durchsetzen konnte, stehen die Zeichen für die neue Version von AliOS nicht besonders gut.

Alibaba hat mit der Computing Conference ein wahres Spektakel an Innovationen gefeiert, an denen der E-Commerce Riese auf die ein oder andere Art beteiligt ist. Welche der vorgestellten Produkte würdet Ihr am liebsten sofort in Deutschland etabliert haben, welche werden eurer Meinung nach scheitern? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

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