Im letzten Jahr wurde aus Musical.ly TikTok, um die Marke international zu stärken. Das hat offensichtlich geklappt denn TikTok, respektive DouYin (抖音) in China, ist so erfolgreich wie nie zuvor. Das zeigt sich auch in der virtuellen Währung, den Coins bei TikTok. Sensortower hat eine neue Analyse zu diesen erstellt, höchste Zeit also das Konzept zu erklären und zu zeigen wie sowohl die Streamer als auch ByteDance davon profitieren.
Geschenke für die Influencer
Zuerst sollten wir einen Blick auf das Modell werfen. TikTok Nutzer können 100 bis 10.000 Coins für 99 Cent bis $99,99 kaufen. Diese können dann in unterschiedlich wertvolle Geschenke eingetauscht werden. Sieht der Nutzer dann ein Video, welches ihm besonders gut gefällt, kann er dem Influencer eines seiner Geschenke schenken. Dieses wandelt sich dann in Diamanten um, welche sich der TikTik Star dann beispielsweise per PayPal auszahlen lassen kann.
Klingt kompliziert, zumindest im Vergleich mit etablierten Streamingplattformen bei denen man direkt Geld spenden kann. Diese Konvertierung von Coins zu Geschenken zu Diamanten zu Geld hat für Bytedance jedoch direkt zwei Vorteile. Zum einen kann ByteDance jedes mal einen Teil einbehalten, wie viel ist jedoch nicht bekannt, da das gesamte System und die Wechselkurse ziemlich intransparent sind. Zum anderen verlieren die Nutzer den Überblick darüber wie viel Geld ein Geschenk am Ende tatsächlich kostet. Dadurch soll am Ende die Hemmschwelle zum verschenken von Geld sinken, das Konzept ist seit Jahren von Mobile Games bekannt und sehr erfolgreich.
Ein fiktives Beispiel, damit das alles klarer wird. Kauft ein Nutzer für 10€ Coins und wandelt diese in Geschenke um, die dann wieder Diamanten getauscht werden, bekommt der Influencer beispielsweise nur noch 5€ für die Diamanten, wenn er sie bei TikTok wieder gegen Geld eintauscht. Die anderen 5€ sind Profit für ByteDance. Dazu kommt noch, dass mindestens 100€ auf einmal, maximal jedoch „nur“ 1.000€ pro Woche ausgezahlt werden können. Kleine und sehr große Influencer können so unter Umständen Ihre Diamanten nicht vollständig in Geld tauschen, was wiederum ByteDance hilft. Denn diese müssen dann weniger Geld auszahlen und machen so mehr Gewinn.
Nachdem das Modell jetzt klar geworden ist, können wir einen Blick auf die Daten von SensorTower werfen. Dabei muss jedoch angemerkt werden, dass diese nicht der Wahrheit entsprechen und nur geschätzte Hochrechnungen sind. $75 Millionen soll ByteDance mit dem Verkauf der Coins eingenommen haben, $5,5 Millionen davon alleine im Februar. Nicht eingerechnet in die Zahlen sind die Verkäufe der chinesischen Android Nutzer, da nur der Playstore und der iOS Appstore in die Berechnungen aufgenommen werden konnten. Die tatsächlichen Zahlen sind vermutlich also noch höher.
Das Faszinierende daran ist jedoch das Wachstum. Denn obwohl die Coins und das System bisher kaum beworben wurden, und viele Nutzer davon vermutlich nicht einmal wissen, konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um satte 243% gesteigert werden. Die meisten Coins werden in den USA verkauft, danach folgt (zumindest bei iOS) China. Indien dagegen, das Land mit den meisten Installationen, kommt nur auf Platz 14 der Coin-Käufer.
Das Geschäftsmodell mit den Coins etabliert sich bei TikTok also immer mehr und sorgt für starke Einnahmen bei den Influencern und ByteDance selbst. Wenn TikTok das System in Zukunft tatsächlich aktiv bewerben sollte, könnte daraus neben der Werbung ein lukratives Einkommen durch die App entstehen.