Auch wenn die Shops in Deutschland weder sonderlich bekannt , noch beliebt sind, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen. Denn die Geschichte hinter LightInTheBox und MiniInTheBox ist interessanter, als die meisten von euch vermutlich dachten.
Ich werde ein wenig Licht ins Dunkle bringen und euch den Weg von den goldenen Jahren für die Shops bis zu deren Absturz zeigen.
Vom Höhenflug zum tiefen Fall
Im Jahre 2006 tauchte MiniInTheBox erstmals auf, in einer Zeit als das Einkaufen aus China noch deutlich mehr Risiken für europäische Kunden barg und bei weitem noch nicht so populär war. Doch die Gründer ließen es nicht nur bei dem Technikhändler MiniInTheBox, im gleichen Jahr wurde die Großhandelsplattform DropInTheBox gegründet, ein Jahr später kam LightInTheBox als Mode-, und Gadgethändler hinzu. Später folgten noch Websites für die Ressourcenplanung von Unternehmen, ein Portal für Händler um auf den verschiedenen Seiten verkaufen zu können, und eine Logistikplattform.
Für uns Interessant ist eigentlich nur MiniInTheBox und LightInTheBox, da die anderen nicht für die Endkunden gedacht sind. Für die beiden Websites ging es nach der Gründung steil bergauf. Man wurde relevanter und ist immer weiter gewachsen. Möglich gemacht hat das u.a. ein sehr breites Sortiment der beiden Seiten, der bald eingeführte gratis Versand und das Werben auf Facebook und Google. Letzteres war damals bei chinesischen Shops noch nicht so selbstverständlich wie heute.
Börsengang und Aktienabsturz
2013, auf dem Höhepunkt der beiden Firmen hatte man einen Börsengang gewagt. Anhand des Aktienkurs lässt sich sehr gut die Entwicklung der Firma hinter den Websites nachvollziehen. Vom Höchstwert der Aktie 2013 sind heute nur noch 10% des Wertes übrig. Diese Entwicklung sieht man beispielsweise auch bei den Beschäftigten. In den besten Jahren hatte man knapp 2000 Mitarbeiter, davon ist heute nur noch ca. ein Viertel übrig.
Der Absturz der Firma lässt sich natürlich auch auf den Websites wiederfinden. Besonders hart hat es MiniInTheBox getroffen. Standen diese 2013 noch kurz davor eine der 1.000 meistbesuchten Webseiten überhaupt zu werden, sind sie jetzt kurz vor Platz 10.000. LightInTheBox hat sich ein bisschen besser gehalten, aus den Top 600 ging es auf Platz 1800. Umgesetzt wurden im letzten Jahr rund 320 Mio. US-Dollar – immer noch eine stattliche Summe.
Auch sollte man erwähnen, dass die Firma noch nie Gewinne gemacht hat. Das ist in der Branche nicht ungewöhnlich, da man sich normalerweise von Investoren finanzieren lässt. Jedoch werden die 10 Mio. Euro Schulden jährlich dann zu einem Problem, wenn das Wachstum einbricht. Denn dann bleiben die Gelder aus, und der Weg in den Ruin ist nicht mehr weit.
Wird es das Unternehmen jemals schaffen, profitabel zu arbeiten oder an alten Wachstumsraten anzuknüpfen? Doch genug der Zahlen und Finanzen, widmen wir uns wieder dem, was den Shop ausmacht.
Was die Shops groß gemacht hat …
Ein gewaltiger Vorteil der Shops ist das Bonus System. Denn anders als bei nahezu allen anderen Shops verzichtet man hier gänzlich auf Punkte für Bestellungen, die später gegen Gutscheine eingetauscht werden können. Stattdessen wird einem ein gewisser Anteil der Bestellsumme auf sein Konto gutgeschrieben, dass man beim nächsten Einkauf zum zahlen benutzen kann. Auch wenn es normalerweise nur 1% „Cash rewards“ gibt, ist das System trotzdem deutlich benutzerfreundlicher als die etablierten.
Ein weiterer Vorteil sind die Warenhäuser, die in den USA und der EU stehen. Gerade kombiniert mit dem fehlenden „Germany Express“ – respektive Steuerbetrugsversand – würde sich hier eine großartige Möglichkeit geben. Tatsächlich gibt es diese jedoch nicht, da die Warenhäuser nicht gekennzeichnet sind. Anders als beispielsweise bei Gearbest, gibt es keine Kennzeichnung, aus welchem Land die Produkte verschickt werden.
Auch wenn sich der gratis Versand mittlerweile unter den China Shops etabliert hat, muss man Ihn hier doch noch einmal erwähnen. Denn die beiden Shops gehörten zu den Ersten die konsequent alles umsonst verschickt haben, und es auch noch tun. Außerdem gibt es für teurere Produkte sogar gratis Expressversand. Das ist ein Service, den man sonst kaum kennt, und der gerade hier sehr gerne gesehen wird. Denn mit der standardmäßigen Schneckenpost ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Pakete von LightInTheBox und MiniInTheBox zwei Monate brauchen.
Ein weiterer Bonus der Shops ist das Europäische Lager. Denn man bietet hier an, dass Rücksendungen in dieses Lager statt nach China gehen. Wenn einem das Produkt nicht gefällt, auf eigene Kosten, wenn es kaputt ist, übernimmt der Shop die Rücksendekosten. Dieses Modell bringt einige gewaltige Vorteile für die Kunden. Denn so sind Rücksendungen deutlich günstiger für die Kunden, es gibt weniger Probleme mit dem Zoll, verlorenen Paketen und dem verschicken von Akkus und schlussendlich geht es auch noch schneller. Von diesem Kundenservice könnten sich die großen Shops gerne eine Scheibe abschneiden.
Theoretisch ist der deutsche Support auch ein Vorteil. Dieser wird jedoch davon eingeschränkt, dass der Support allgemein sehr schlecht ist, manchmal mit google translator gearbeitet wird oder mitten im Chat die Sprache gewechselt wird. Wie (leider) bei China Shops üblich, sollte man hier keine großen Hoffnungen an den Support haben.
… und woran Sie gescheitert sind
Wie bereits angesprochen bietet keiner der Shops eine Option für den Versand am Zoll vorbei. An sich ist das begrüßenswert, da das für Kunden wie Shops strafbar ist, gleichzeitig ist es ein gewaltiger Wettbewerbsnachteil. Gerade bei Technik, die normalerweise die Zollgrenze von 26€ durchbricht, wird ein solcher Schmuggel am Zoll vorbei von Kunden verständlicherweise geliebt. Das erklärt unter anderem auch das abstürzen von MiniInTheBox.
Ein noch viel größeres Problem beider Shops sind die Preise, denn diese sind schlicht zu hoch. Gerade bei Bestellungen aus dem Reich der Mitte ist der Preiskampf noch heftiger als in Deutschland, und die beiden Shops können oder wollen dabei nicht mithalten. Abgesehen von Aktionen und Gutscheinen kann man hier die Konkurrenz preislich nicht unterbieten, und das verschreckt selbstverständlich Kunden.
Der Support ist typisch China schlecht. Man versucht möglichst den Fragen des Kunden auszuweichen, bekommt copy-paste Antworten oder auch gar keine. Ohne einen PayPal Fall eine gerechte Lösung zu finden, ist, wie so oft, fast unmöglich.
Ein letztes, großes Problem ist die Unzuverlässigkeit beim Versand. Hier bin ich zwar beeinflusst, da ich selbst ein Opfer davon wurde, aber ich bin bei weitem nicht der einzige Kunde. Bei den Shops muss man enorme Probleme in der Koordination des Versands haben, denn es dauert oft Tage bis Wochen bis eine Bestellung tatsächlich das Lager verlässt. Und diese kommen dann auch nicht so zuverlässig an, wie man es sonst gewöhnt ist. Das wirft ein unnötig schlechtes Licht auf die beiden Shops und vergrault Kunden, statt sie an sich zu binden. Auch stellt sich die Frage, ob wirklich alle Produkte im Lager sind, die als solche markiert sind. Denn, auch wenn es nur Spekulation ist, das Verkaufen von Produkten die man gar nicht hat, würde die enormen Bearbeitungszeiten erklären.
Zu guter Letzt, dass man von LightInTheBox und MiniInTheBox so wenig hört, liegt vor allem daran, dass Deutschland noch nie zu ihren wichtigen Märkten gehört hat. Der Fokus liegt auf Frankreich, Italien und Brasilien, und in diesen Ländern sind die Shops auch noch deutlich populärer. In den großen Zeiten waren die Shops natürlich auch bei uns wichtiger, da sie zu den ganz großen der Branche gehört haben. Doch seitdem sich das geändert hat, spielen sie in Deutschland kaum eine Rolle mehr.
Das war`s?
Die goldenen Zeiten von 2013 sind lange um und man hat es seitdem verpasst auf große Neuerungen zu setzen, die einen Wettbewerbsvorteil gebracht hätten. Während sich Aliexpress, Gearbest und Banggood durchgesetzt haben, war bei LightInTheBox und MiniInTheBox ein stetiger Verlust an Wert und Reichweite zu verzeichnen. Gerade aus dem deutschen Markt haben sie sich so schnell verabschiedet, und es ist unwahrscheinlich, dass sie hierzulande je wieder populärer werden.
Wer nun nich noch immer zu 100% verschreckt ist, der kann einen weiteren Blick wagen. Falls ihr bereits Erfahrungen mit den Shops gemacht habt, teilt sie mit uns!
Komisch, dass hier so wenig los ist. Der Content ist doch recht interessant und auch qualitativ okay.
Dann teile uns doch fleißig. Die meisten Nutzer schauen und suchen allerdings nach Produkten. Da wollen/können wir mit chinahandys und china-gadgets nicht unbedingt mithalten. Da die Seite allerdings nicht mal ein Jahr alt ist, mache ich mir da wenig Sorgen momentan 😉