Es ist endlich soweit, die meisten chinesischen Firmen haben Ihre Geschäftsberichte für 2018 veröffentlicht. Was hat sich letztes Jahr also bei den großen Internet-Firmen getan? Ging der Boom weiter oder machte die schwächere Wirtschaft und der Handelskrieg den Firmen einen Strich durch die Rechnung? Finden wir es heraus!
Huawei ist der Überflieger, ZTE abgestürzt
Wenn wir nur auf Umsatz und Gewinn blicken, war 2018 für die meisten ein ziemlich gutes Jahr. So gibt es 14 Unternehmen in der „über 100 Milliarden Yuan Umsatz“ Kategorie als im Vorjahr, auch Baidu hat es erstmals dorthin geschafft. Insgesamt tummeln sich schon 42 Firmen in diesem elitären Club. Auch konnte Xiaomi einen Gewinn erwirtschaften, was angesichts der „maximal 5% Marge“ eine gute Leistung ist. Auf den ersten Blick ist der einzige Ausreißer nach unten der Huawei Konkurrent ZTE, der als einziger einen Verlust von umgerechnet 1,2 Milliarden € eingefahren hat. Doch die nächste Statistik zeigt, dass doch einiges im Argen ist.
Angefangen mit den nationalen Champion Huawei. Dieser konnte vergleichsweise wenig wachsen, was jedoch auf zwei Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen ist Huawei bereits so gigantisch groß, dass der Basiseffekt die prozentualen Zuwächse gering erscheinen lässt. Zum anderen ist die Firma ins Kreuzfeuer des Handelskonflikts zwischen China und den USA geraten und damit in vielen Ländern sanktioniert. Angesichts dieser Einflüsse ist das Wachstum eine wirklich starke Leistung, vor allem im Verglich zu…
Problemfall ZTE. Der Huawei Rivale hat mit den gleichen Einflüssen zu kämpfen, jedoch leidet der Staatskonzern enorm darunter. Zwar war ZTE schon immer nur der zweite hinter Huawei, sowohl die Netzwerkausrüstung als auch die Smartphones konnten niemals mit dem großen Vorbild mithalten. Doch so schlecht wie letztes Jahr stand es noch nie um die Firma – ausgerechnet der „Feind“ Donald Trump musste die Smartphone Sparte, wenn nicht sogar den ganzen Konzern vorm Untergang retten. Ob sich ZTE jedoch überhaupt noch einmal erholen kann oder ob der Anschluss an die moderne 5G Technologie verloren gegangen ist, ist unklar.
Auch für Tencent war das vergangene Jahr alles andere als gut. Daran Schuld war jedoch nahezu ausschließlich die chinesische Politik mit dem Videospiele-Bann. Ganze neun Monate lang durften keine neuen Spiele monetarisiert werden und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Dennoch sieht es mittlerweile wieder gut aus, sollten keine unvorhersehbaren Probleme auftreten wird 2019 wieder ein erfolgreiches Jahr für den größten Videospiele Publisher der Welt. Gerade das Wachstum gegenüber 2018 könnte deshalb sehr gut aussehen.
Evergrande dürfte für die meisten Leser ein unbekannter Riese sein – und das ist kein Wunder, denn die Firma ist hauptsächlich im Immobiliengeschäft Chinas tätig. Was macht sie also in diesen Statistiken? Ganz einfach, da ich in den letzten Monaten vermehrt über das Elektroauto Startup Faraday Future berichtet habe, und in dem Zug auch über den Großinvestor Evergrande Health, ist der Mischkonzern der vollständigkeitshalber auch angegeben. Außerdem gibt es so einen Vergleich mit einer Firma außerhalb der „Technik Blase“.
Ein sehr wechselhaftes Jahr für Chinas Internet Riesen also. Festhalten lässt sich jedoch, dass das Wachstum ungebrochen weiter ging, solange keine externen Effekte wie der Handelskrieg oder die chinesische Politik in den Weg kamen.
Quellen: QQ (chinesisch), Tencent (englisch), Macrotrends (englisch), Reuters (englisch), VCG via Getty Images
Anmerkung: Zum Artikelzeitpunkt entsprechen 7,5 Yuan circa einem Euro