Bevor Samsung und Huawei erste Prototypen ihrer faltbaren Smartphones vorstellten, stahl ein in unbekannter Hersteller aus Shenzhen die Schlagzeilen und stellte mit dem FlexPai in 2018 völlig unerwartet ein eigenes Konzept vor.
Der Opportunismus scheint Royole Technology (深圳市柔宇科技有限公司) allerdings nicht geschadet zu haben, denn obwohl der Prototyp aufgrund technischer Bugs und Display-Problemen mehr belächelt wurde als begeistern konnte, ist das Unternehmen weiterhin vor allem im B2B-Bereich aktiv.
Als Teil einer Industrie der Made in China 2025 Initiative, die durch Xi Jinping ausgerufen wurde, konnte das Unternehmen aus Shenzhen bis Ende 2018 bereits 1,1$ Milliarden einsammeln.
Ein Nachfolger des FlexPai von Royole wurde ebenfalls auf einer Pressekonferenz für das 2. Quartal angekündigt, aber seither ist von dem FlexPai 2 nicht mehr viel zu hören. Gleichzeitig wurde eine enge Partnerschaft mit ZTE bekannt gemacht. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen noch keine Unterhaltungselektronik auf den Markt gebracht.
Ebenfalls für das 2. Quartal wurde der runde Lautsprecher-Prototyp „Mirage“ vorgestellt, der mit einem faltbaren Display ausgestattet ist und für 900$ erhältlich sein soll. Auch von diesem Produkt gibt es bisher noch keine öffentlichen Prototypen.
Laut chinesischer Berichterstattung suchte das Unternehmen ende letzten Jahres nach einer weiteren privaten Finanzierungsrunde, die aufgrund schwächelnder Wirtschaft allerdings erfolglos blieb. Bei einer Evaluation von rund 8$ Milliarden strebte das Unternehmen einen Börsengang auf dem amerikanischen NASDAQ an und soll die Listung bereits vertraulich eingereicht haben.
Diese Pläne seien allerdings überholt und laut unbestätigten Insiderinformationen will Royole nun einen Börsengang in China (Festland oder Hong Kong) vorbereiten, um mit der Finanzierung die Serienproduktion weiter auszubauen.
Da eine offizielle Bestätigung für den Börsengang noch offen ist, bleibt abzuwarten, wann sich Royole selbst an die Öffentlichkeit richtet. Analysten erwarten, dass zuerst die angekündigten Produkte in limitierter Auflage veröffentlicht werden sollen, bevor Finanzierungspläne bekannt gemacht werden.
Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint Royole mit gewagten Konzepten primär auf eine Zukunftsvision zu setzen. Laut CEO Bill Liu (Liu Zihong, 刘自鸿), der einen Doktortitel in Elektrotechnik der renommierten Universität Stanford trägt, soll der Markt für falt- und biegbare Displayapplikationen bis zu 300$ Milliarden groß werden.
Trotz Guerilla-Marketingaktion in der Vergangenheit und bisher fehlender Serienproduktion ist Royole ein potentieller Kandidat, um eine neue Trendwelle in der Unterhatungselektronik-Industrie zu begleiten. Ob die kostspielige Entwicklung der neuen Displaytechnologie das Unternehmen zur Aufgabe zwingt bleibt abzuwarten.
Eine IPO könnte nicht nur für die benötigte Finanzspritze sorgen, sondern auch potentiellen Investoren einen wichtigen Einblick in die Finanzlage von Royole geben.