Nachdem Wirecard nach mehrjähriger Kritik und schlussendlich fehlenden 2€ Milliarden auf der Bilanz-Aufstellung Insolvenz angmeldet hat, gibt es auch Neuigkeiten des chinesischen Partners. Dieser muss, in einer für China erstmalig ausgestellten Höhe, eine Strafe von 116CN¥ Millionen (14€ Mio.) zahlen.
Das Wirecard-Debakel und Ausschließung vom DAX20 schadet nicht nur Deutschland als Standort für Finanzdienstleistungen, sondern bedeutet auch Konsequenzen für Partner, die zusammen mit dem Unternehmen Visa und Mastercard Kreditkarten ausgestellt haben.
So konnte Start-Ups wie Revolut oder Kryptowährungs-Hybriden wie z.B. Crypto.com (MCO) Kreditkarten ausstellen, ohne vorab die komplexen Banklizenzen zu beantragen.
Wirecard übernahm gegen eine Gebühr die Konformität für diese Unternehmen, aber Banken halten das Geld für die Kunden und Wirecard hat keinen Zugriff auf dieses.
Dennoch sind die Kreditkarten von z.B. Payoneer und Pockit momentan nicht für Kunden nutzbar. Das Geld kann in den meisten Fällen nicht abgehoben werden.
Das Wirecard auch über die Grenzen Europas mit zweifelhaften Partnern arbeitet zeigt die Akquisition von AllScore Payments services co., ltd. (商银信支付服务有限责任公司). Im November 2019 wurde der 109€ Millionen Deal mit dem unbekannten Dienstleister aus China verkündet. Ziel der Partnerschaft war es, chinesischen Nutzern diverse Dienstleistungen im Ausland anzubieten und gleichzeitig einen Fuß in den chinesischen Markt setzen zu können.
Spannend ist die momentane Firmenstruktur, denn AllScore Payments ist zu 98,24% im Besitz von Beijing Apple Information Technology (北京苹果信息咨询有限公司). Diese besteht aus dem Management Team des AllScore Teams und ist zu 62,54% im Besitz des Hong Kong Unternehmens Joy Dragon Consultants Limited (欣龙顾问有限公司) und zu 28,1% Shanghai Aiwu Investment Management Co., Ltd. (上海爱屋投资管理有限公司), die in keinem direkten Zusammenhang mit dem momentanen AllScore Führungspersonal steht.
Die Wirecard Acquiring & Issuing GmbH besitzt zu momentanen Stand (30.06.2020) rund 9,36% des Mutterkonzerns von AllScore.
Warum ausgerechnet AllScore, ein Partner der Bank of China gewählt wurde, ist unklar. Diese sind in den vergangenen Jahren bereits mehrmals negativ aufgefallen.
Zu den insgesamt 16 Verstößen gehören Geldwäsche, Verstoß gegen Reserveauflagen, unrechtmäßiges Auflösen von Zahlungsservices, unterstützung Illegaler Plattformen, Verstoß gegen die KYC Auflagen, das zurückhalten von Informationen und viele weitere Verstöße.
Aufgrunddessen wurde am 30.04.2020 eine Geldstrafe von 116.000.000CN¥ gegenüber AllScore verhängt. Die Schulden des Unternehmens überstiegen so 200CN¥ Mio.
Mehrere kleinere Strafen gegenüber den Vorstandsvorsitzenden Lin Yao und andere Direktoren haben sich ebenfalls in den letzten Jahren angesammelt. Diverse Finanzmedien in China bestätigen scherzhaft, dass „AllScore seine eigenen Rekorde bricht“.
Lin Yao und andere Führungsmitglieder sind nun bereits zum zweiten Mal auf der „schwarzen Liste“ Chinas gelandet.
Das bedeutet, dass diese keine „Luxusgüter“ konsumieren können und ebenfalls auf Reisen, Schnellzüge und Flüge verzichten müssen. Verstöße, die trotz gefrorener Konten möglich sind, führen zu Freiheitsstrafen und weiteren Konsequenzen.
Durch die Investition durch Wirecard konnten Anteilseigner der Joy Dragon Consultants Limited allerdings ihr Vermögen außerhalb des Festlandes China parken und können so frei darüber verfügen, da Hong Kong (noch) teil der freien Finanzwelt ist.
Wieso Wirecard dieses Unternehmen gewählt hat und welche Verträge und Lizenzen das umstrittene chinesische Unternehmen vorzuzeigen hatte, die das Investment rechtfertigen konnten, ist unklar.