Chinahandys: Diese Marken werden in China nicht verkauft!

chinamarken kein verkauf in china

Unzählige Smartphonemarken tummeln sich mittlerweile auf Shops wie Aliexpress oder GearBest. Viele Fans von Marken wie Elephone, Ulefone oder Oukitel glauben, dass diese Hersteller auch in China tätig sind und dort ihre Smartphones verkaufen.

Falsch gedacht! Die meisten Smartphonehersteller sind überhaupt nicht auf dem chinesischen Markt vertreten und ich vermute, dass auch kein Chinese diese Produkte wirklich kaufen würde.

Welche Marken sind nun in beiden Märkten Zuhause und was bedeutet das für mich als Endkunde?

Die erfolgreichsten Marken in China

Wenn an Chinasmartphones gedacht wird, dann fallen meist nur zwei Namen: Xiaomi und Huawei. Letztere sind in jedem relevanten Markt vertreten und das Vorzeigepferd für alle weiteren chinesischen Hersteller. Xiaomi hingegen ist auf diesen Märkten noch nicht vertreten und kann nur über uns bekannte cross-border Onlineshops bestellt werden.

Ein blick auf die Marktantetile in China sorgt eventuell für etwas Klarheit und hoffentlich ebenfalls für Verwunderung, denn in China sind die Dinge etwas anders.

Marktanteile in China 2015 & 16 8Quelle: idc.com)

Drei Fragen werden den meisten nun direkt in den Sinn kommen: Wer zur Hölle sind Oppo und Vivo? Wieso ist Xiaomi so weit unten im Marktanteil? Gibt es in China keine Samsung Smartphones? Aber immer der Reihe nach.

Mit Oppo und Vivo besitzt China zwei lokale Giganten, die offizielle keine Smartphones außerhalb von China verkaufen. Zusammen besitzen diese über 30% Marktanteil in 2015. Zusammen mit Huawei landen die drei nationalen Giganten in diesem Jahr bei knapp 50%.

Xiaomi hat sich 2017 dank Xiaomi Mi 6 und Redmi Note 4X wieder deutlich verbessert (auf rund 15%), aber ist dennoch deutlich hinter den Erwartungen und der Publicity, die das Startup aus Beijing bekommt. Allerdings wächst die Anzahl der Xiaomi Produkte, die ins Ausland geschickt werden, um über 330% pro Jahr.

Viele werden nun auch Samsung in dieser Liste vermissen. Wo der smartphonehersteller aus Korea im globalen Ranking auf Platz 1 ist, schaffen sie es in China nur auf einen 6. Platz mit rund 4-5% Marktanteil.

Nun muss nur noch geklärt werden, welche weiteren Marken in China verkauft und genutzt werden.

Wer verbirgt sich hinter ‚Sonstige‘?

Von den im Westen bekannten Smartphonemarken sind eigentlich nur ZTE, Meizu, Lenovo, Nokia und LeEco zu nennen. Die restlichen Marktanteile werden von Herstellern wie Coolpad, Smartisan, 360, Gionee und hunderten kleinen Anbietern, von denen niemand jemals etwas gehört hat, geteilt. Ein ordentliches Einsteigersmartphone mit 5″ und 2GB RAM gibt es schon ab bereits 50-80€.

Fast 3000 Marken für smartphones im Bereich bis 60€ (Quelle: jd.com)

Da China auch die „Fabrik der Welt“ genannt wird, ist es kaum verwunderlich, dass sich so viele Marken auf diesem Markt tummeln. Sourcing und Versand sind deutlich einfach, wenn die Fabrik sich im selben Land befindet.

Es fällt auf, dass fast keine Marke, die wir durch GearBest und Aliexpress kennen, vorkommt. Woran liegt das und warum verkaufen die Chinesen nicht Zuhause?

Wo sind die anderen China Marken?

Sucht man nun bei jd.com oder suning.com, zwei der größten e-Commerce Unternehmen in China, nach den uns bekannten Marken, dann gibt es meist nur folgendes Ergebnis:

Keine Ulefone Smartphonesin China. (Quelle: Suning.com)
Auch UMIDIGI in China nicht zu finden. (Quelle: jd.com)

Keine der bekannten Marken ist in China auf den großen Plattformen erhältlich. Verwunderlich, gerade weil eben diese Marken doch mit eigenen Fabriken und pompösen Bürogebäuden werben.

Woran liegt es, dass diese Marken in China nicht verkauft werden? Logisch wäre doch, auch Geld auf dem lokalen Markt zu machen?

Der Grund ist einfach: Sie könnten sich niemals gegen die Konkurrenz durchsetzen und verdienen weniger Geld!

Da wir in Deutschland und allgemein in Europa höhere Preise für Produkte gewohnt sind, ist es deutlich lukrativer für diese Firmen in dieser Region zu verkaufen. Der lokale Markt ist wesentlich kompetitiver und das Argument „Sparpotential“ trifft hier in China einfach nicht zu.

Hinzu kommen die geringen Margen von Händlern auf Aliexpress oder von GearBest. Da diese sich mit teilweise unter 10% Profitmarge abfinden, wird auch der Hersteller kaum höhere Margen verzeichnen können. Es geht hier um Quantität statt Qualität. Letzteres spiegelt sich leider auch oft in der Qualität der Smartphones, der Software oder regelmäßigen Updates wieder.

Es ist kaum nachvollziehbar wie viele Smartphones so mancher Hersteller auf den Markt wirft. Meine Vermutung ist, dass das letzte Smartphone jeweils die nächste Generation direkt finanziert ohne viel Arbeit in Design und Anpassung zu stecken. Vom Marketingmaterial, welches neben guten Rendern meist nur peinliche Inhalte präsentiert, möchte ich gar nicht sprechen.

Ebenso sind viele dieser Marken, so meine schnelle Recherche, hauptsächlich über Kapital von außen finanziert. Alle dieser Smartphonemarken wachsen schnell und bekommen regelmäßig mehr Geld zur Verfügung.

Marken wie Leagoo hingegen sind zum Beispiel sehr erfolgreich in anderen asiatischen Ländern wie Indonesien oder Malaysia. Anschließend haben diese dann durch Kooperationen mit diversen Onlineshops, den Blick nach Europa gerichtet. Das Marketing übernimmt primär der Store, da diese Reviewgeräte an jeden anbieten, der nicht bei drei auf dem Baum ist – praktisch und günstig!

Wieso kaufen Chinesen ‚unsere‘ Chinahandys nicht?

Ein Markt, in dem Premiummarken wie OPPO, Vivo, Huawei oder Xiaomi die treibenden Kräfte sind und 3000 weitere Marken um jeden Verkauf buhlen, ist sehr schwierig zu entern. All diese Marken bieten mittlerweile Smartphones für jedes Preissegment an. Die Qualität dieser Smartphones ist deutlich höher und auch das Betriebssystem, weil ein gigantischer Konzern dahinter steht, ist optimiert.

Die Chinamarken, die wir von GearBest und anderen Shops kennen, wirken daneben wie Amateure. Jeder, der mal ein Montagsgerät aus China bekommen hat oder seit mehreren Monaten auf Updates wartet, kann dies bestätigen.

Ebenso sind Smartphones immer noch ein Prestigeobjekt. Ist das Marketingbudget zu klein, kann kaum gegen diese Giganten angegangen werden.

Auch Service ist in China super wichtig. Von Chinashops sind wir schlechten Service gewohnt, aber innerhalb von China ist dies, vor allem im Segment Smartphones, nicht der Fall.

Als kleines Beispiel: vor zwei Jahren hatte mein Xiaomi Mi4C ein halbes Jahr nach dem Kauf Probleme mit dem Akku. Schnell beim Kundenservice angerufen. Nur drei Stunden später tauchte ein Techniker im Büro auf, der den Fehler kurz beobachtete und mir, nach einem Backup der Daten, ein brandneues Ersatzgerät überreicht hat. Das ist Service!

Im Großen und Ganzen sollte nun klar sein, dass keine der uns bekannten Chinamarken auch nur Ansatzweise mit den lokalen Brands mithalten kann. Der interne Markt zeichnet sich durch zu harte Konkurrenz aus, so ist es logisch, dass das „zweitklassige“ Produkt in Regionen verkauft wird, die oft – vor allem durch die Steuerbelastung – nur hohe Preise gewohnt sind.

Mit ein wenig Recherche kann jedoch durchaus ein Schnäppchen gemacht werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kauft nur Marken, die sich auch in China etabliert haben. Xiaomi, Meizu oder LeEco stehen hier oben auf der Liste.

Falls ihr genaue Fragen habt, stellt sie mir doch in den Kommentaren.

Die mobile Version verlassen