Jemals ein Produkt bei Amazon gesehen, dass ausschließlich 5 und 1-Sterne Bewertungen bei Amazon hat? Du verkaufst vielleicht sogar selbst, dein chinesischer Konkurrent bekommt täglich 10 Bewertungen auf sein Produkt und hängt dich ab oder bekommt die Buybox von Amazon?
Ich zeige dir, wie du Fakebewertungen bei Amazon erkennst und welche Tricks Chinesen und Dienstleistern nutzen, um diese zu bekommen.
Zur Einstimmung ein kleiner Test. Fällt dir bei diesen Produkten etwas auf? Nein? Dann lies meinen Guide.
Amazons Problem mit Fakereviews
Obwohl Amazon ihre Nutzungsbedingungen geändert hat und bereits Händler, die offensichtlich Fakereviews eingekauft haben, verklagt hat, ist das Problem in den letzten Monaten deutlich schlimmer geworden.
Eine Studie zeigt, dass Amazon Bewertungen immer positiver ausfallen, aber gleichzeitig immer weniger vertrauensvoll wirken.
Es wird hier deutlich, dass immer mehr Fakereviews akkumuliert werden und das Amazon es nicht schafft, eine anständige Intention für ehrliches Feedback von Käufern zu erlangen.
Durch täglich mehrere hundert neue Verkäufer aus Fernost, wird der Druck auf Amazon, hier endlich zu handeln, auch immer größer.
In China ist es übrigens bekannt, dass die selbe Masche überall abgezogen wird. Nicht nur im E-Commerce, sondern auch bei Lieferservicen, Restaurants und in Appstores – es wird gemogelt wie nur irgend möglich, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Erlaubt ist es hier natürlich trotzdem nicht und es wird einiges getan, um dem entgegen zu setzen.
Dieses toxische Businessverhalten schwappt nun auch vermehrt auf Plattformen wie Amazon über und zieht gleichzeitig immer mehr Dienstleister, die das schnelle Geld wettern, an.
Händler wie GearBest lassen z.B. gar keine Reviews unter 4 Sternen zu – so einfach können Kunden verarscht werden, wenn die Plattform zentralisiert ist.
Die Methoden, wie Artikel auf die erste Suchergebnissseite katapultiert werden, sind mittlerweile deutlich komplexer als zuvor. Wie Fake Reviews auf Amazon erstellt werden, möchte ich in einem weiteren Guide erklären.
Produkte finden und Bewertungen überprüfen
Bevor wir aber ganz spezifisch loslegen, bitte ich dich einfach mal die Amazonsuche zu bemühen und nach einem Produkt zu suchen, dessen Bewertungen Suspekt aussieht (oder seit längerem auf der Wunschliste steht).
Ein Produkt gefunden? Ich habe mir mal diese tolle 1080p Aktion-Kamera von Vermont für nur 19,99€ ausgesucht, um euch zu zeigen, wie man (in diesem Falle offensichtliche) Fake Reviews erkennt.
Reviewmeta.com als Stichprobe
Bei schlechten Händlern ist es oft sehr leicht Fakereviews zu erkennen. Diese kaufen ausschließlich 5 Sterne Bewertung und so ergibt sich ein wunderschönes Bild (siehe Abbildung) von ähnlich vielen schlechten Bewertungen, wie gekauften Fakes.
Zum Glück haben einige ehrliche Entwickler sich zum Ziel gesetzt, diese Bewertungen ausfinding zu machen. So sollte Reviewmeta immer die erste Anlaufstelle sein, um einen vermeindlichen Fake auszumachen.
Dort seht ihr dann auch eine bereinigte Bewertung, die zeigt, wie die finale Bewertung ohne zusätzliche Fakereviews aussehen würde.
Besuche jetzt Reviewmeta und gib das Produkt ein, welche du dir zuvor ausgesucht hast. Teile einen Screenshot in den Kommentaren und lasse uns wissen, ob es sich hier um Fakereviews handelt.
Mein Ergebnis sieht übrigens, nach der Bereinigung, wie ein absoluter Fake aus:
Besonders spannend an Reviewmeta ist, dass ihr noch weitere Details erhaltet, die Aufschluss über die Produkte geben. Auch Daten aus der Vergangenheit werden gespeichert. Eventuell gelöschte Kundenbewertungen werden somit für viele Produkte angezeigt.
Sollte ein Produkt diese besitzen, bitte alle Alarmglocken einschalten und nicht kaufen. Diverse andere Metriken zeigen weitere Probleme auf, die auch die Accounts der bewerdenden in Betracht ziehen.
Auch für die Browser Chrome und Firefox bietet Reviewmeta eine kleine Extension, die euch, wenn ihr auf Amazon surft, direkt das korrigierte Ergebnis anzeigt.
Manuelle Überprüfung
Solltet ihr immer noch unsicher sein, ob das Produkt wirklich geeignet ist, hilft nur eine manuelle Überprüfung. Besonders detailierte Bewertungen, die mit Bildern und Videos gespickt sind, sind oft gesponsorte Artikel, die Käufer gratis bekommen haben. Es fällt dann nicht sonderlich schwer eine sehr gute Bewertung abzugeben, wenn das eigene Geld nicht genutzt wurde.
Dieses englische Video erklärt bringt dies sehr gut auf den Punkt:
Da Amazon seit Ende 2016 dies allerdings untersagt hat, haben sich die Sales-Departments von chinesischen Händlern Alternativen ausgedacht. Nun werden Produkte ganz normal vom Rezensenten erworben und über PayPal oder Banktransfer wird der Betrag (inklusive kleiner „Spende“), außerhalb von Amazon erstattet. Simpel und effektiv.
Ein weiteres Indiz, dass auf gekaufte Rezensionen hinweist, sind unverifizierte Käufe. Wer das Produkt bewertet, ohne es selbst bestellt zu haben, der kann nicht ernstgenommen werden. Wenn dann alle negativen Bewertungen von verifizierten Käufern stammen, aber die positiven Reviews dieses Label nicht besitzen, kann sich jeder selbst einen Reim daraus machen.
Im Endeffekt müsst ihr selbst entscheiden, ob ihr ein Unternehmen mit eurem Geld unterstützen wollt, dass solche Tricks nutzt.
Neue Chinamethode für Fake Reviews
Ein chinesisches Unternehmen, dass Bewertungen hier im Land der Mitte verkauft, ist Pingjiaduo (评价多 – „Bewertungen und mehr“).
Hier können im Abo für bereits 99$ Dollar pro Monat bis zu 60 Reviews generiert werden. Ab 179$ Euro gibt es dann auch deutlich größere Pakete. Da schlimmste ist, dass dieser Anbieter Kooperationen mit einigen großen Webseiten für Amazonverkäufer in China besitzt.
Es handelt sich hier ausschließlich um verifizierte Reviews, obwohl das Produkt nicht wirklich verkauft wird. Ein paar Tricks sind nötig. Hier die Preisübersicht inklusive Partnern:
Wie funktioniert der Trick? die Vorraussetzung für dieses Vorhaben ist, dass der Händler die Produkte (noch) nicht im Amazon Warenhaus eingelagert hat und per Prime versendet.
Es wird Fullfilment bei Merchant (FBM), also Selbstversand durch den Händler, benötigt. Chinesen, die ehemals vermutlich Gold in World of Warcraft gerfarmt haben, verbinden sich mit einem Server in Deutschland, um vorzutäuschen, dass die Verbindung zu Amazon.de aus dem Inland stammt.
Anschließend wird das gewünschte Produkt bei Amazon mit einer virtuellen Kreditkarte (vcc) bestellt und bezahlt. Da der Händler selbst den Versand übernimmt, wird die Bestellung, oft auch inklusive Sendungsnummer, einfach vorgetäuscht.
Schon kann es, nach kurzer Wartezeit, zu einer verifizierten Bewertung kommen. Pingjiaduo erklärt dein eigenen Vorgang etwas mystischer, aber ich habe mir dies von bekannten Amazonanbietern bestätigen lassen.
Der Preis pro Bewertung liegt hier somit bei rund 1,50€ – wahnsinnig günstig!
Fazit: Wo ein Wille ist, ist auch ein Chinese
Händler und Firmen aus China kennen das Spiel aus dem eigenen Land. Um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, ist fast jede Methode, mit der ein Konkurrent ausgespielt werden kann, recht.
Diese Attitüde wird auch auf den internationalen Markt übertragen. Gewinnmargen & die eigene Arbeitsqualität sind gering, die Konkurrenz groß und so muss jede Möglichkeit genutzt werden, um das Verkaufsvolumen anzuheben.
Das ist sicherlich keine sehr ehrenhafte Handhabung, aber China wird immer Vorteile in Produktion und internationalen Versand haben. Wenn dies bloß nicht die einzige Regel wäre, die aus dem Land der Mitte, gebrochen wird…
Es ist nun Aufgabe des Kunden, bei schlechten Händlern einfach nicht mehr zu bestellen. Langfristig können diese sich sowieso nicht durchsetzen. Geht mit eurem Geld Wählen und unterstützt Händler, die euch eine tollen Service und Kommunikation bieten können. Lasst euch nicht mit gratis Produkten und Coupons locken…