Die Politik reagiert: Amazon & eBay haften bald für Steuerbetrug?

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Auch die EU reagiert! Am 05.12.2017 wurden neue Regeln in diesem Dokument erörtert, die bis 2021 umgesetzt werden müssen.

Mittlerweile ist die Problematik rund um Chinahändler auch in den großen Medienhäusern immer häufiger vorzufinden. Primär geht es hier um Plattformen wie Amazon oder eBay, die in Zukunft zur Kasse gebeten werden sollen, wenn Händler nicht die notwendigen Steuern zahlen.

Meiner Meinung nach wurde hier lediglich die bequemste Methode gewählt. So kann mit dem Finger auf andere gezeigt werden, wenn die Probleme weiterhin bestehen, statt diese endgültig zu lösen.

Warum die guten chinesische Händler, die in so manchen Bereichen einfach besser als die hiesigen sind, nicht unterstützt werden, bleibt für mich immer noch ein Rätsel.

Plattformen haften für Anbieter

Schauen wir uns allerdings mal genau an, wie die Änderungen für Amazon, eBay und co. wirklich aussehen werden. Richtig erkannt wurde, dass Steuerbetrug, vor allem wenn das Geld ins Ausland wandert, dem Staatshaushalt schadet. Auch das so Wettbewerbsvorteile gegenüber Händlern im europäischen Binnenmarkt erzielt werden, ist keineswegs ein Geheimnis.

Unseren Nachbarn im Vereinigten Königreich haben es bereits vorgemacht. Wenn ein Amazonhändler als Steuerbetrüger auffliegt, dann kann der Marktplatz dafür haftbar gemacht werden. Die Plattform muss anschließend den schuldigen Händler löschen, und ist dann „fein raus“.

In Deutschland soll im ersten Quartal 2018 ein ähnlicher Gesetzesentwurf vorgelegt werden, der dann bereits wenige Wochen später verabschiedet werden könnte.

Problem gelöst, die EU gewinnt und Chinahändler gucken in die Röhre? Leider gibt es daran berechtigte Zweifel.

Umgehen der Plattformen

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Sollte mit den neuen Gesetzen wirklich hart durchgegriffen werden, würden Shops wie GearBest, die ebenfalls Steuern hinterziehen, nur gestärkt werden. Händler könnten auf andere Plattformen ausweichen und die Amazongebühren, die nun gespart werden, einfach in massive Marketingmaßnahmen stecken. Aliexpress, Banggood und GearBest sind bereits so groß, dass sie international nicht mehr wegzudenken sind.

Schlimmer noch: Amazon ist in vielen Garantiefällen die einzige Chance, um vernünftigen Service zu bekommen – inbesondere bei Sendungen aus den Amazon Prime Lagern. Dies würde, wenn große chinesische Anbieter auf ihre eigenen Plattformen umziehen, dem Kunden keineswegs weiterhelfen. Ebenfalls würden die Preise, für Produktkategorien, die von chinesischen Händlern dominiert werden, nach oben getrieben werden. Auf der Suche nach einem vermeintlichen Schnäppchen bleibt dann oft nur die chinesische Plattform.

Der Kunde und vor allem dessen Geldbörse verlieren. Das Geld wandert dennoch irgendwie nach China.

Alle Verantwortung beim Marktplatz

Sollte das Gesetz in Kraft treten, wären Marktplätze wie Amazon und eBay dazu gezwungen, Systeme zu entwickeln, um die Händler verifizieren. Dies kann nicht nur dauern, sondern gibt dem Marktplatz volle Kontrolle über den Prozess.

Theoretisch könnten sich diese zurücklehnen, warten bis ein Steuerhinterzieher gemeldet wird und anschließend diesen Löschen. Es muss gar kein eigenes System entwickelt werden. Es ändert sich somit fast gar nichts.

Wieso nicht eine Initiative (am besten Privat) gründen, die chinesischen Händlern dabei hilft, sich richtig anzumelden. Ich bin mir sicher, dass viele der guten Verkäufer daran interessiert wären.

An dieser Stelle möchte ich sowieso betonen, dass die Einfuhrumsatzsteuer ein durchlaufender Posten ist, wenn alles richtig gemacht wird.

Auch ausländische Händler könnten mit richtiger Anmeldung die Umsatzsteuer zurückholen. (Quelle: buchhaltung-lernen.com)

Gefährliche Produkte immer noch im Umlauf

Ich bin ebenfalls enttäuscht, dass eines der wichtigsten Probleme gar nicht adressiert wird. Waren, die ungetestet und ohne notwendige Zertifizierungen durch Amazon und eBay in die EU eingeführt werden, sind gar nicht Thema dieser Debatte.

Soll wirklich der Verbraucher oder nationaler Händler geschützt werden oder ist es der Staatsetat, der unbedingt verteidigt werden muss?

Wären Händler, auch jene im Ausland, dazu gezwungen, dass die notwendigen Tests, Regulierungen und Zertifikate durchgeführt und eingehalten werden müssen, würden haufenweise „schlechte“ Händler aus China vom Marktplatz verschwinden. So würden Produkte gleichzeitig auch deutlich an Qualität gewinnen und der Kunde kann sicher sein, dass er keinen „China-Schrott“ einkauft.

Über 50% der gemeldeten Gefahrengüter kommt aus China. (Quelle: EU Rapex 2016 Report)

Oder hat wirklich jemand etwas gegen einen guten chinesischen Hersteller, der sich an alle Regeln hält? Ich denke nicht. Standortvorteile, wie die nähe zu Fabriken und Produktionsstätten, werden immer auf der Seite der Chinesen liegen und das ist auch völlig in Ordnung, wenn der Verbraucher so einen größeren Mehrwert geboten bekommt.

Mogelnde Händler schaden auch den guten Verkäufern aus dem Land der Mitte. Es sollten Verbraucher geschützt werden und nicht der Staatsetat, oder?

Ich hatte in einem anderen Artikel zum Steuerproblem bei Amazon bereits mögliche Lösungsansätze angesprochen.

Umsetzung nur eine Notlösung?

Insgesamt wirkt der Gesetzesentwurf wie eine sporadische Lösung, die nicht wirklich weit gedacht ist. Probleme werden nicht angegriffen, sondern nur verschoben. Es wurde definitiv nicht die Unternehmer- und Kundenfreundlichste Variante gewählt. Die Hände reiben werden sich GearBest und Aliexpress, dessen Position deutlich verstärkt werden könnte.

Abermals wird die eigentliche Problematik und Verantwortung nur verschoben, statt behoben. Es werden Symptome bekämpft, statt die Krankheit selbst zu heilen.

Wie seht ihr das? Wird es jemals fairen Handel auf einem ebenem Spielfeld geben können?

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