In China gehört selbst McDonald’s zu einem Staatsunternehmen

Seit 2017 ist "Golden Arches" nun in mehrheitlicher Hand des Regierungsinvestors CITIC

McDonald’s ist die wohl bekannteste und größte Franchise Fast Food Kette der Welt. Mit fast 40.000 Restaurants auf dem ganzen Globus, bei denen laut eigenen Aussagen rund 90% in den Händen der Franchisenehmer sind, ist das US Unternehmen die ungeschlagene Nummer 1 auf dem Markt.

Dass besonders durch das Leasing oder Aufkaufen von wichtigen Standorten und deren Wertgewinn Mehrwerte für McDonald’s geschaffen werden. Im Ausland wird allerdings viel mehr mit lokalen Partnern zusammen gearbeitet, um so durch Franchise Gebühren und Royalties Gewinne einzufahren. Auch mit dem Verkauf der Produkte an die Restaurantinhaber verdient McDonald’s Geld.

Doch wie funktioniert der Markteintritt in China und wie kam es dazu, dass in 2017 mehrheitlich die Anteile an CITIC, ein Investmentarm der chinesischen Regierung, gegeben wurden?

McDonald’s Anfänge in China

Während 1971 in München das erste Restaurant in Deutschland eröffnet wurde, brauchte es weitere 21 Jahre bis McDonald’s Fuß auf dem chinesischen Markt fassen will. Das erste Restaurant wurde im October 1990 in Shenzhen eröffnet. In der Hauptstadt Beijing wurde der erste und größte McDonald’s Asiens in 1992 eröffnet und sollte mit rund 700 Sitplätzen und 29 Kassen rund 40.000 Kunden täglich begrüßen können

Bis 1996 wurden bereits 28 weitere Restaurants in Beijing eröffnet und es wurde davon geschwärmt bis zu 600 neue Restaurants bis zum Ende 1999 in ganz China zu eröffnen.

Die Eröffnung des ersten McDonald’s in 1992 (Quelle: 36kr)

Doch auch andere US-Unternehmen sahen gigantische Chancen auf dem chinesischen Markt und drängten aggressiv und mit Menüs, die an die lokale Diät gerichtet, auf den chinesischen Markt. Kentucky Fried Chicken (KFC) setzte bereits sehr früh auf das Franchisemodell mit chinesischen Partnern und konnte so weitaus mehr Restaurants eröffnen und wurde zum unangefochtenen Fast Food Marktführer.

Aufgrund der Regulierung gegen ausländische Unternehmen konnte McDonald’s, die bis 2010 alle Restaurants selbst geführt haben, nie vollwertiger Besitzer des Landes auf dem die Ladenlokale stehen werden. Steigende Mieten, Löhne und andere Kosten sorgten schlussendlich dafür, dass ein Franchisemodell verfolgt werden musste.

Skandal mit abgelaufenen Lebensmitteln

Doch wie so viele Geschichten in den Anfängen Chinas, blieben auch die Branchengrößen KFC und McDonald’s nicht von Skandalen befreit. Die chinesische Subfirma des Haupt-Fleischlieferanten OSI-Gruppe, der exklusiv auch in Europa und Deutschland für McDonald’s eingesetzt wird, hat bis 2014 in Teilen abgelaufenes Fleisch neu etikettiert und weiterverarbeitet und verkauft.

Laut einem Interview mit dem CEO Sheldon Lavin habe dias US-amerikanische Unternehmen den lokalen Managern zu viel Freiraum gegeben, um eigene Entscheidungen zu treffen. Auch der Überprüfungspflicht und strengen Kontrollen kam der Fleischverarbeiter nicht nach, um internationale Standards zu etablieren. Sechs chinesische Mitarbeiter wurden festgenommen und KFC beendete zeitweise die Kooperation mit OSI.

In 2015 gab es einen weiteren Skandal. Hier soll erneut abgelaufenes Rind- und Hähnchenfleisch in Umlauf gebracht worden sein. McDonald’s verlor daraufhin 3% seiner Gewinnmarge in den Folgejahren und kämpfte mit eine Rückgang der Verkaufszahlen.

Als Folge der Skandale konnte McDonald’s über Wochen keinen Big Mac und vergleichbare Produkte verkaufen. Das Vertrauen der lokalen Kunden war vorerst verloren und der Marktanteil rutschte, auch aufgrund der vielen lokalen Alternativen, auf nur rund 15% des gesamten Fast Food Marktes.

„Real Kungfu“ mit dem Kultlogo, dass an Bruce Lee erinnert und bereits zu einer Klage ohne Ergebnis führte.

Lokale Konkurrenten wie 真功夫 (Zhen Gongfu, Real Kongfu), 德克士 (Deicos) oder das japanische Franchise-Unternehmen Yoshinoya (吉野家) konnten immer mehr Marktanteil gewinnen und spezialisierten sich mehr auf die Diät der verschiedenen Regionen in China.

In den folgenden Jahren erholte sich McDonald’s und konnte den Marktanteil gegenüber KFC und anderen Marken unter Yum China (Pizza Hut, Taco Bell) weiter ausbauen. Dieser wuchs auf 53% im Bereich Fast-Food Burger, aber das kapitalintensive Geschäft verlor an Profitabilität, denn rund 80% der Restaurant befanden sich weiterhin im Eigenbesitz.

Auch die Services sorgten für immer mehr Kosten, denn zu diesem Zeitpunkt sind rund 25% der Restaurants rund um die Uhr geöffnet. Ebenfalls sind fast alle Standorte in den Großstädten mit einem eigenen Lieferdienst ausgestattet, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.

Mehrheitsübernahme durch CITIC & CITIC Capital

Anfang 2017 wurde die Entscheidung getroffen einen größeren lokalen Partner für McDonald’s China zu finden, um sich gegenüber KFC und anderen Fast Food Ketten durchzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt besaß KFC mit über 5.000 Restaurants mehr als doppelt so viele wie McDonald’s 2.400 Restaurants auf Chinas Festland.

Während Yum China und KFC auf Alibaba und Primavera Capital setzte, wurde mit der CITIC Group ein großes Regierungsunternehmen (SOE, State Owned Enterprise) als Partner für McDonald’s gefunden. Die CITIC Group (中国国际信托投资公司, China International Trust and Investment Corporation) ist Chinas größtes Staatseigenes Treuhand- und Investitionsunternehmen und wurde 1979 unter dem damaligen Parteiführer Deng Xiaoping (邓小平) von Rong Yiren (荣毅仁) gegründet.

Die Gruppe arbeitet eng mit SF Express (顺丰速运) und der Evergrande Group (恒大集团) zusammen. So kann ein Partner die Logistik übernehmen und der Andere sorgt für die besten Locations in Chinas Städten und Neubauten.

Insgesamt zahlte die CITIC Group, zusammen mit der amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft Carlyle Group, einen Betrag von 2,08$ Milliarden für rund 80% der Restaurants und als exklusiver Franchisegeber für die nächsten 20 Jahre. Insgesamt wurden 52% der Anteile von CITIC und dem Private Equity Subunternehmen CITIC Capital erworben. Der amerikanische Investor Carlyle Group erhält 28% und McDonald’s selbst behält 20% der Anteile am Unternehmen.

Eine Bedingung des Deals war, dass der neue Besitzer die Anzahl der Restaurants bis 2022 auf über 4.500 fast verdoppeln soll. Ein besonderer Fokus soll auf weniger entwickelte Städte (sogenannte Tier 3-4 Städte) gesetzt werden. Dort sind vor allem lokale und günstigere Franchisees wie Deicos die größte Konkurrenz.

Der Mutterkonzern wurde ebenfalls umgenannt und ist nun nicht mehr als das Homophon Màidāngláo (麦当劳), sondern als Golden Arches bzw. Goldener Bogen (金拱门, Jīn gǒngmén) bekannt, was für viel Belustigung & Memes auf Chinas Social Media Plattformen gesorgt hat.

Auch an den Restaurants wurde bereits der Name gewechselt. (Quelle: Sina)

CITIC sorgte ebenfalls dafür, dass McDonald’s eine Partnerschaft mit den Lieferdiensten Meituan und Ele.me eingeht und sich, neben der eigenen App mit über 100 Mio. Nutzern, über die Plattform WeChat vermarket und fester Bestandteil der Drittanbieter auf der Plattform wird.

Kritik an der Übernahme & hohe Lizenzgebühren

Die Übernahme durch den Staatsinvestor führte allerdings auch zu Kritik. Die Hejung Vanguard Group, die bereits mehrmals involviert war lokale gegen ausländische Unternehmen zu verteidigen, reichte Beschwerde bei dem Kartellamt des Ministry of Commerce ein. Zwar wollten diese den Deal zwischen CITIC und McDonald’s nicht blockieren lassen, sondern ruft die Behörde dazu auf, eventuelle Maßnahmen gegen ein Monopol und zum Schutz nationaler Konzerne zu ergreifen.

Ebenfalls wurden die hohen Lizenzgebühren bzw. Royalties kritisiert, da diese mit 6% doppelt so hoch wie im Rest der Welt seien. So könnte Druck entstehen, der eventuell dazu führt, dass Arbeiter nicht fair behandelt werden oder Abkürzungen gesucht werden. Wenngleich nicht direkt erwähnt, wird hier sehr wahrscheinlich auf die Skandale mit abgelaufenen Fleisch angespielt.

Ebenfalls sollen einige der Franchisenehmer nicht korrekt angemeldet sein und so wird um eine Überprüfung gebeten. Hejun Vanguard behauptet ebenfalls, dass sie kein Unternehmen vertreten, nicht im Eigensinn arbeiten und lediglich an einem fairen und offenen Markt für Firmen und Arbeitnehmer interessiert sind.

Die Gruppe vertrat bereits das Unternehmen, dass Apple 60$ Millionen kostet, da dieses die iPad Namensrechte in China gesichert hatte. Der Fall Vanguard Group gegen McDonald’s und CITIC ist nach einer Analyse der Behörden schlussendlich verlaufen und es wurden keine weiteren Informationen veröffentlicht.

Das Geschäft läuft seit dem Zusammenschluss und Investments hervorragend und McDonald’s, diesmal in chinesischer Hand, baut den Marktanteil aus und eröffnet wöchentlich neue Restaurants in ganz China.

CITIC verkauft Anteile.. an sich selbst?

Anfang des Jahres verkaufte CITIC 22% der Anteile an McDonald’s China an das eigene Subunternehmen CITIC Capital und sammelte so weitere 312$ Millionen ein. Laut eigenen Aussagen handele es sich um einen rein ökonomischen Verkauf und hat keinen Einfluss auf die wirtschaftlichen Aktivitäten bei McDonald’s China.

Insgesamt besitzt CITIC nun 10% der Anteile und CITIC Capital besitzt 42%. Die Anteile von McDonald’s und Carlyle verändert sich nicht. Seit Februar 2020 ist der Transfer finalisiert und folgte nach einer 2,8$ Milliarden Finanzierungsrunde für einen neuen Fond der Private Equity Tochter der CITIC Group.

McDonald’s in China heute: Ein Staatskonzern?

Die Geschichte von McDonald’s zeigt, dass Erfolg in China nur garantiert werden kann, wenn lokale Partner gefunden werden, die ebenfalls vom Wachstum der Marke und Expertise des Unternehmens profitieren können. In der Regel führt so kein Weg an der Regierung oder Regierungsnahen Investoren vorbei, um eine nationale Expansion zu garantieren.

Dies liegt nicht nur an den Protektionismus-Regulationen und Bevorteilung nationaler Unternehmen, sondern auch daran, dass China bis heute keine freie Marktwirtschaft ist. Wer an den wichtigsten Tischen sitzen will, sitzt dort unabdingbar mit einem Vertreter der Regierung.

Die Geschichte zeigt allerdings auch, dass westliche Unternehmen mit viel Naivität in den Markt eingetreten sind, Fehler gemacht haben und nicht die Expertise der lokalen Experten genutzt haben, um diese auf ihre Seite zu ziehen. Was mit Mcdonald’s passiert, nachdem die 20-Jährige Exklusivität abgelaufen ist, bleibt offen. Der Fall Hong Kong zeigt, dass China solche Deadlines nur solange akzeptiert, wie sie Vorteile bringen.

Auch die Bewertung von 2,1$ Milliarden für 80% des Businesses in 2017 und 52% der Anteile erscheint sehr überschaubar. Ob McDonald’s resignierte und darauffolgend den Verkauf eingegangen ist, bleibt lediglich Spekulation.

Macht all dies McDonald’s zu einem kommunistischen Staatskonzern? Nein, aber es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass internationale Unternehmen China und den Rest der Welt voneinander trennen (müssen). Der Fast Food Gigant ist ein Symptom dieser getrennten Welten und so keineswegs Ursache eines authoritären und repressiven Staates.

Ob Profite und Marktanteile allein den Zugriff zu Chinas Markt rechtfertigen, ist eine Frage, die sich viele Unternehmen – auch in Deutschland – in Zukunft zu stellen haben.

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