Für ZTE sah es düster aus, zeitweise wurde Anfang des Jahres über ein Ende des Geschäfts spekuliert. Doch mithilfe von US Präsident Trump, der sich erst gegen, später für ZTE eingesetzt hat, konnte der Worst Case abgewendet werden.
Jetzt wurden die Halbjahreszahlen veröffentlicht, weshalb es Zeit wird, einen kleinen Blick auf die Vergangenheit, die aktuelle Situation und einen Ausblick in die Zukunft zu werfen.
Das Ende von ZTE? Fast.
ZTE? Nie gehört? Falls es euch so ergeht, hier ein kleiner Überblick. Die Firma wurde 1985 als Netzausrüster gegründet und ist mittlerweile auch Smartphone Hersteller aus China, also in jeder Hinsicht ein Konkurrent von Huawei. Im Westen ist die Nubia Smartphone Reihe das bekannteste Produkt der Chinesen, da diese durch Ihr einzigartiges und wunderschönes Design auffallen. Bekannt ist auch das Axon M geworden, mit dem ZTE Anfang des Jahres das erste faltbare Smartphone auf den Markt gebracht hat. Wo ist also das Problem?
Wie jeder globale Konzern verbaut auch ZTE amerikanische Teile in Ihren Produkten, beispielsweise die Snapdragon Prozessoren und setzt auf das von Google entwickelte Android. Darum muss sich der chinesische Hersteller auch an die Regeln halten, die die USA aufstellen. Genau das wurde in den letzten Jahren nicht getan, trotz Verbot hat ZTE fleißig Smartphones und Netzwerkstruktur im Iran und Nordkorea verkauft.
Als Strafe wurde ausgehandelt, dass 4 hohe Manager gefeuerten werden, 35 weiteren die Boni entzogen werden, was in für die betroffenen Manager in chinesischen Firmen eine ziemlich harte Strafe ist. Insgesamt ist der Konzern jedoch gut davon gekommen. Jedoch hat ZTE auch gegen diese Abmachung verstoßen, denn die 4 Manager wurden zwar entlassen, sonst wurde aber nichts unternommen. Daraufhin wurde ein Verkaufsverbot erlassen, ZTE musste ab diesem Moment (selbst verschuldet) auf jegliche amerikanische Komponenten in Ihren Produkten verzichten.
Als dann auch noch Mediatek, die einzige Alternative zu Qualcomm, angekündigt hat, keine Prozessoren an ZTE zu liefern, war deren Smartphonegeschäft so gut wie gescheitert, und auch die Netzwerkinfrastruktur war langfristig gefährdet. Dem düsteren Ausblick entsprechend gab auch der Aktienkurs nach und halbierte sich innerhalb kürzester Zeit. Das ging soweit, dass der Handel an der Börse ausgesetzt wurde, damit es nicht zu panischen Ausverkäufen kommt.
Doch dann passierte das unerwartete: Donald Trump hat sich gegen den amerikanischen Senat gestellt und die Beschränkungen wieder aufgehoben. Damit hat der amerikanische Präsident im Prinzip im Alleingang die Firma gerettet, ZTE konnte wieder amerikanische Waren verbauen und die Produktion erneut starten.
Milliarden Verlust & gute Stimmung!
Trotz des guten Endes für den chinesischen Netzwerkausrüster ist das erste Halbjahr natürlich nicht spurlos an dem Konzern vorbei gegangen. Der Aktienkurs konnte sich noch nicht erholen, der Umsatz brach um 27% ein, aus einem ordentlichen Gewinn im Vorjahr wurden über 1 Milliarde Dollar Verlust in einem Halbjahr. Und trotzdem ist die Stimmung gut, denn schon im nächsten Quartal will das gebeutelte Unternehmen wieder einen Gewinn erwirtschaften.
Außerdem wurde gerade das neue Flaggschiff des Konzerns enthüllt. Anscheinend wurde die Forschung und Entwicklung an neuen Produkten trotz des zeitweisen Banns vonseiten der USA nicht eingestellt, denn das ZTE Axon 9 Pro bringt alles mit, was ein aktuelles Flaggschiff Smartphone braucht. Den Qualcomm Snapdragon 845, 6+128 GB Speicher, 4.000 mAh Akku, Dual Kamera, ein HDR Display und Stock Android. Ohne genauer ins Detail gehen zu wollen, das neue China Smartphone zeigt auf jeden Fall, dass mit ZTE auch in Zukunft noch in diesem Bereich zu rechnen ist.
Schwere Zeiten voraus?
Aktuell sieht es also wieder deutlich besser aus als vor einigen Monaten. Mit etwas Glück und, vor allem, gutem Management kann ZTE sicher die Wende schaffen und zurück kommen. Jedoch wird der gesamte Schaden meiner Meinung nach erst in einigen Jahren gänzlich sichtbar werden. Denn im direkten Vergleich zu Huawei ist der Hersteller schon seit Jahren im Hintertreffen, die aktuelle Entwicklung dürfte den Unterschied noch einmal deutlich vergrößert haben.
Während der große Konkurrent aktuell massiv in die 5G Technologie investiert und nebenbei drittgrößter Smartphonehersteller der Welt ist, muss ZTE erst einmal die eigenen Probleme beseitigen, bevor größere Investitionen für die Zukunft möglich sind. Außerdem ist der Handelskrieg zwischen China und den USA noch lange nicht vorbei, auch wenn er aktuell ZTE weniger betrifft als im Frühjahr, können Sanktionen trotzdem jederzeit wieder kommen.
All das sind nicht die besten Aussichten für die Zukunft, weshalb ich persönlich glaube, dass der Streit mehr Schaden angerichtet hat, als aktuell zu erkennen ist. Wie seht Ihr das? Findet Ihr es gut, dass Trump ZTE gerettet hat? Lasst es mich, wie immer, in den Kommentaren wissen!