Nio in Schwierigkeiten

China Elektro Startup Teslakiller Nio

Der Erfolg von Tesla ist bisher einmalig, doch seit dem klar ist, dass es einen Markt für gute Elektroautos gibt, kennt die Branche kein halten mehr. So will selbst VW 2026 mit der Entwicklung von Verbrennern aufhören und auf alternativen Umsteigen, Elektroautos sind schwer im Trend. Dementsprechend gehypt war auch Nio, ein Startup aus China, bei welchem es lange so schien, als würde es dem großen Vorbild aus den USA folgen können. Jetzt zeigen sich jedoch erstmals jede Menge Probleme bei dem „Tesla-rivalen“.

Eine Erfolgsgeschichte?

Bis vor wenigen Wochen sah die Welt für Nio noch vermeintlich gut aus. Das Startup hat erstmals mit dem EP9 Schlagzeilen machen können, das Elektroauto hatte 2016 mit über 1300 PS massenhaft Rekorde aufgestellt. Ebenso verrückt war der Preis, jedes der 6 Modelle hat mehr als eine Million € gekostet.

Mit dem EP9, einem wahren elektrischen Hypercar, hat Nio international Bekanntheit erlangt. Dazu gehört auch eine Formel-E Präsenz.

Deutlich alltagstauglicher ist da das ES8. Das Elektro-SUV ist seit Mitte des letzten Jahres tatsächlich auf dem Markt und machte vermeintlich alles richtig: SUVs sind extrem populär, der starke Allradantrieb mit über 650 PS bringt das Auto in nur 4,4 Sekunden auf 100 km/h, dazu kommen noch bis zu 7 Sitze, eine KI für die Insassen und ein autonomes Fahrassistenzsystem.

Wem das bekannt vorkommt, das Model X von Tesla überzeugt mit ähnlichen Eigenschaften – nur ist Nio eben deutlich günstiger, denn den ES 8 gibt es schon ab 456.000 Yuan (ca. 60.000€). Das besondere an diesem SUV ist jedoch, dass das SUV im Gegensatz zu den meisten anderen „Tesla-Killern“ tatsächlich im Verkauf ist, mit großen Firmen wie Tata und Bosch zusammengearbeitet wird und Nio außerdem mit dem Battery-Swap eine Lösung für die langen Ladezeiten hat.

Das alles ließ NIO nach einem neuen Stern am Elektroauto-Himmel aussehen, die Aktien sind seit dem IPO im September um 50% gestiegen und damit war das Startup zwischenzeitlich über 7 Milliarden € wert. Wo ist also das Problem?

Nicht alles Gold was glänzt

In den letzten Tagen kamen jedoch einige massive Probleme ans Licht. Als erstes wurde bekannt, dass die geplante Fabrik in Shanghai erst einmal nicht gebaut werden darf. Problem ist hier auch noch das große Vorbild Tesla, denn diese bauen gerade Ihre Gigafactory 3 in ebendieser Stadt. Durch eine Regulierung zur Verhinderung von Überkapazitäten durch die Regierung darf deshalb fürs erste keine zweite Autofabrik gebaut werden.

Vom Hoffnungsträger zum Problemfall – Das ES8 von Nio

So zumindest die offizielle Begründung wieso die eigenen Autos auch weiterhin in fremden Firmen gebaut werden. Denn andere Quellen sprechen davon, dass Nio schlicht das Geld fehlt. Diese Erklärung macht Sinn, denn die chinesischen Behörden würden kaum Ihre eigene Hoffnung am Elektromarkt durch solche Regelungen behindern. Da ließe sich sicher eine Lösung finden. Außerdem sieht es finanziell wohl tatsächlich alles andere als rosig aus, doch dazu später mehr. Für den Bau der Autos ist angeblich JAC verantwortlich, 65 Millionen RMB (ca. 8,6 Millionen €) sind seit dem Börsengang dafür bisher nach der Quelle fällig geworden.

Neben der Fabrik, welche erst einmal nicht mehr gebaut wird, sind die Absatzzahlen ein weiteres Problem. Während Tesla nicht genügend Autos bauen kann, um die Nachfrage zu bedienen ist bei Nio das Gegenteil der Fall. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sollen nur 1.600 Autos verkauft worden sein. Das sind selbst für die Elektro-Nische dramatisch niedrige Zahlen. Vor allem wenn es nicht daran liegt, dass die Firma nicht mehr produzieren kann, sondern dass einfach niemand das ES8 kaufen will.

Über die Gründe dafür kann man natürlich nur spekulieren, es könnte beispielsweise die vergleichsweise geringen Reichweite (355 KM nach NEFZ) oder dem neu angekündigten ES6 sein. Auch dieses wird ein SUV, welches jedoch noch günstiger wird und dabei mit einer Akkuladung auch noch weiter kommen soll. Also ein deutlich attraktiveres Gesamtpaket.

Egal woran es liegt, die Zahlen sprechen klar gegen das Startup. 2018 wurden bei einem Umsatz von rund 640 Millionen Euro satte 1,2 Milliarden Euro Verlust eingefahren. Natürlich muss ein Startup in der frühen Phase keinen Gewinne machen, in der Automobilbranche erst recht nicht. So hat Tesla Jahre lang Millionen verbrannt und der Wert ist dank steigender Verkaufszahlen trotzdem explodiert.

Ein mehr als deutlicher Einbruch der Aktie zeigt, was die Investoren von der Nachricht halten.

Bei Nio jedoch geht der Verkauf stetig zurück, denn Sie planen mit einem 50% Rückgang der verkauften Autos im ersten Quartal. Gerüchte um Finanzprobleme und sinkende Absatzzahlen ohne eine klare Strategie dagegen kommt dann auch bei den Investoren nicht mehr gut an, die Aktie gab nach Bekanntwerden direkt mehr als 30% nach. Eine Besserung ist nur in Sicht, falls Nio es irgendwie schaffen sollte, dass sich der ES6 zu einem vollen Erfolg entwickelt, welcher das Startup aus dem Schlamassel herausbringt.

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