Die Mijia bzw. Youpin Crowdfunding Plattform ist ein kurioses Nebenprodukt im Mi Ökosystem. Die meisten Webseiten in der Chinanische sind immer noch nicht in der Lage, diese Produkte nicht mit Xiaomi gleichzusetzen und verbreiten weiterhin Fake Informationen.
Eine Kopie des erfolglosen Saft-Hype-Startups Juicero wirft allerdings kein gutes Bild auf die Plattform. Nicht nur, dass einer der größten Flops der letzten Jahre kopiert wird, sondern das Produkt ist bereits schon einmal gescheitert! Peinlich oder lief hier schief?
Juicero: Die 120$ Mio. Saftpresse aus der Tüte
Neben anderen namenhaften Geldgebern investierte sogar Google Ventures in das IoT-Startup mit der 350€ Saftpresse. Natürlich, wie es sich für das Internet of Things gehört, gibt es auch eine passende App, die sich mit eurem Smartphone verbindet und all eure Daten sammelt. Ganz unbemerkt und so „natürlich“ wie der Saft aus der Tüte, der übrigens im Abo gekauft werden kann und unbedingt eine mehrere hundert Euro teure Presse benötigt, statt ihn einfach aus der Tüte direkt ins Glas zu pressen.
Wer (zu eurem Glück) noch nie von dem Juicero gehört hat, der kann sich das Elend hier direkt anschauen:
Eigentlich hat alles gestimmt, um ein erfolgreiches Produkt im Jahre 2018 zu werden. Schließlich haben es die Ring-Kameras, mit ihrem besorgniserregenden Cloud-Speicher Konzept, sogar geschafft vom e-Commerce-Giganten Amazon für 1 Milliarde US-Dollar aufgekauft zu werden. Alle Regeln eines erfolgreichen IoT-Produktes wurden eingehalten:
- Modernes minimalistisches Design
- Ein Problem, dass keine Lösung benötigte
- App für iPhone und Android
- Abo-Modell für mehr Profit
Glücklicherweise haben es Nutzer erkannt und gaben dem Produkt so schlechtes Feedback, dass das Unternehmen Ende 2017 dicht machen musste – Millioneninvestitionen in den Sand gesetzt. Es wurde ein Problem erschaffen, das keines sein sollte, anschließend monopolisiert und dann sogar noch mit einer Datenkrake verbunden. Das alles natürlich zu unglaublich hohen Preisen.
Vergleichbare Modelle sind das bereits genannte Ring und der strauchelnde Konkurrent Nest, aber auch Nespresso Kapselmaschinen oder smarte Leuchtmittel und Smart Home Produkte.
In der Zukunft wird es mehr solcher Modelle geben, sodass meine Sorge, dass das Internet of Things zum Internet of Shit wird, in dem eure eigenen Produkte Geld von euch für ihre Benutzung haben wollen, immer größer wird.
Chinas Juicero Klon: Promotion über Xiaomis Plattform
Weniger als ein Jahr später gibt es nun das Wahnsinns-Upgrade des Juicero aus China. Das Unternehmen Shanghai Aiwei Electronic Technology Co., Ltd. (CN: 上海爱味电子科技有限公司, Shànghǎi ài wèi diànzǐ kējì yǒuxiàn gōngsī), welches ihr Geld mit Kaffeemaschinen mit (so ein Zufall) Nespresso-ähnlichen Kapseln macht.
Verdammt clever, denn eine Kapselmaschine sorgt für einen jährlichen Umsatz von 1125CN¥ (143€) pro Kunden mit den kleinen Kaffee- und Tee-Päckchen aus Plastik. Hinzu kommt natürlich noch der Gewinn durch die verkauften Maschinen.
Da liegt es nahe, dass das Unternehmen nun auf eine Saftpresse setzt. Glücklicherweise hat bereits ein amerikanisches Unternehmen die Idee geliefert und ebenfalls gezeigt, was alles falsch gemacht werden kann. Mit 1999CN¥ (rund 250€) ist die Saftpresse aus China, die den Namen 橘乐 (Jú lè, frei: Orangen Spaß) trägt zwar etwas günstiger, aber bietet absolut keine Smart Features, obwohl das Design sehr ähnlich ist.
Das Prinzip der Presse ist identisch. Es wird mit 36 Sekunden pro Pressvorgang, der durch den starken Mechanismus auch den letzten Tropfen Saft aus dem Obst oder Gemüse drücken soll, geworben.
Der große Unterschied ist, dass kein Abomodell oder Tüten mit Fruchtresten angeboten werden, sondern die Tüten werden vom Besitzer des Ju Le selbst gefüllt. Diese sollen angeblich 5-Mal wiederverwendbar sein und müssen dann weggeschmissen werden.
So müssen Obst und Gemüse zwar schnell selbst geschnitten werden, aber die Firma macht weiterhin Gewinn mit den passenden Tüten und spart Geld bei der Produktion des Gerätes. Ebenfalls gibt es keine unnötige App, die Daten sammelt oder den Betrieb des Gerätes erst ermöglicht
Hier das Werbevideo aus der Crowdfunding-Kampagne auf der Xiaomi Plattform, in dem genau gezeigt wird, wie das Produkt funktioniert.
Absoluter Fake? Juisir Crowdfunding in 2017
Wenn ich euch jetzt allerdings erzähle, dass das identisches Produkt bereits im Januar 2017 unter dem Namen Juisir auf Kickstarter aufgetaucht ist, dann stellt sich die Frage, ob das Produkt auf Youpin 1-zu-1 kopiert wurde. Damals wurden rund 600.000$ von 915 Investoren eingesammelt.
Allerdings handelt es sich hier um das selbe Team rund um CEO Leo Chen (陈秀星, Chén Xiùxīng). Das Produkt ist mittlerweile nicht mehr über Amazon oder anderen Plattformen zu kaufen und somit würde ich es als gescheitert betiteln.
Oder handelt es sich etwa nur um einen Marketingstunt, um Investoren in China glücklich zu machen, weil eine Internationalisierung vorgegaukelt wird? Ist das Ai Wei Technologies, welches die eigenen Finanzen nicht offen legen muss, vielleicht gar nicht profitabel und die Xiaomi Kampagne ist nur ein weiterer lauwarmer Köder?
Immerhin hat sich die Presszeit anscheinend von 90 Sekunden auf 36 reduzieren lassen können – der Wahnsinn, das brauche ich!
Crowdfunding als günstige Marketinmasche
Da die veraltete Saftpresse keine Rekordzahlen auf der Crowdfundingplattform erzielen konnte, haben glücklicherweise nur wenige Webseiten das Produkt in einer News aufgenommen.
Wäre dem aber der Fall, hättet ihr überall lesen können, dass die „neue Xiaomi Saftpresse absolut genial“ ist. Allerdings zeigt dieses Beispiel sehr gut, dass Crowdfunding mittlerweile kein romantischer Prozess für junge Entrepreneure ist, sondern eine Marketingstrategie. China zeigt einem nur immer sehr schnell, wie verdorben diese Prozesse sein können.
Es gilt also: Nicht alles, was auf Xiaomis Plattform angeboten wird, ist ein ein gutes Produkt.
Ebenfalls gilt, dass jedes Produkt, welches auf einer westlichen Crowdfunding-Plattform wie Kickstarter oder Indiegogo Erfolge feiern konnte, in China kopiert werden wird. Die Mentalität ist allerdings nicht, dass kopiert wird, sondern es heißt immer: „Schau dir diese Kampagne an und sag mir wie wir das Produkt verbessern können!“. Es geht um Profit und nicht unbedingt um Innovation.
Auch in China ist es nicht unmöglich ein Copyright oder Patent zu erwerben, aber es lohnt sich definitiv für alle, die an einem eigenen Produkt arbeiten.