Die Zukunft des E-Commerce? Aliexpress mit Livestreams

aliexpress live video plattform

Wer in Deutschland an Livestreams denkt, der hat entweder ein Netflix Abo oder ist auf Twitch und YouTube unterwegs. In China wird Livestreaming allerdings gerne direkt mit Shopping verbunden. Dank tiefen Integrationen der e-Commerce Riesen Alibaba, JD und co. ist dies auch ein Kinderspiel.

Aber auch die Plattform Aliexpress versucht dieses Konzept nun umzusetzen indem Shopping und Entertainment miteinander verbunden werden soll. Primär ist dies auf den russichen Markt, wo Aliexpress die alleinige Marktführungsposition einnehmen konnte, ausgelegt. Aber auch englischen Content gibt.

Schauen wir uns mal genau an, ob es sich hier um ein ‚yay‘ oder ‚meh‘ Feature handelt.

Zum Aliexpress Livestreaming

Livestreaming Commerce in China

Den 11.11 bei Alibaba habe ich bereits genau beleuchtet, aber die wenigsten wissen, wie während der großen Gala versucht wird, Produkte an den Kunden zu bringen.

Was für uns deutsche undenkbar wäre, machte Alibaba zum neuesten Trend. „See now, buy now“ heißt das Prinzip, dass zusammen mit einer hochkarätigen Entertainment Show zum Kaufen ohne nachzudenken anregen soll. Preisvergleich, Testberichte, Reservierung? Fehlanzeige!

Die perfekte Marketingmethode, um Dringlichkeit zu erzeugen und den Kunden zum Kauf zu überreden. Die Zukunft des E-Commerce? Mit dem gekauften YouTube-Klon Youku Tudou (wortwörtlich: „Coole Kartoffel“) ist Alibaba auch bestens gerüstet, diese Technologie für die Masse freizugeben.

Wer am ganzen Event interessiert ist, der kann sich dieses direkt bei Youku ansehen. Achtung: Über 6 Stunden Fremdschämen ist angesagt.

Andere Marketingexperimente Alibabas

Alibaba testet allerdings auch andere spannende Marketingmethoden. So wurde z.B. zusammen mit Coca-Cola und der Technologie eines israelischen Startups eine geniale Fernsehkampagne während eines wichtigen Fußballspiels gestartet.

Während der Werbepause wurde durch die Technologie ein Ton gesendet, den nur euer Smartphone verstehen kann. Anschließend öffnete sich Alibabas Tmall App und ein gratis Angebot für Coca-Cola erschien auf dem Display. Innerhalb von 10 Minuten (!) wurden Tausende Flaschen des Erfrischungsgetränkes in diesem Pilotprojekt in Shanghai versendet – passend zum Anpfiff der zweiten Halbzeit.

So wäre es möglich, die sterbenden Fernsehsender und deren Werbeerfolg messbar zu machen. Marketingkampagnen auf Kosten des Datenschutzes? In Europa wäre so etwas niemals möglich.

Aliexpress Livestreaming: Top oder Flop?

Livestream des Modeunternehmens SheIn mit „bekannten“ Gesichtern im inszenierten Studio in China. Abgezielt auf den russischen Markt.

Leider funktioniert das, was Alibaba auf nationaler Ebene vorlegt, (noch) nicht so wirklich auf Aliexpress. Die Livestreaming-Plattform ist voll mit Bugs.

Vergangene Events können nicht erneut angesehen werden. Für viele Nutzer lädt die Software überhaupt nicht und auch die Webstandards, die Aliexpress hier verwendet, sind nicht für Chrome oder Firefox optimiert.

Schneller Browsercheck: Livestream Plattform schlecht umgesetzt

Neben vielen Modemarken schafft es der E-Commerce Riese allerdings auch Influencer direkt für sich zu gewinnen. So haben einige Influencer schon ihre eigene Show auf der Plattform. Wie glaubhaft ist es allerdings, wenn ein KOL (Key opinion leader) bzw. Influencer eingekauft wird, um Produkte und Marken direkt zu vertreten?

Allerdings haben sich auch Elektronikhersteller wie Ulefone oder Blackview getraut, ihren Content im Livestream anzubieten. Über die Qualität – die wahrscheinlich recht gering ist – kann Ich aufgrund der technischen Schwierigkeiten leider nichts sagen.

Beeindruckend ist, dass neben dem überwiegend russischen Content, auch spanisch, französisch, italienisch, polnisch, portugiesisch und natürliche englische Videos vorhanden sind.

Zum Aliexpress Livestreaming

Ist ‚Shoppingtainment‘ die Zukunft?

Was in China passiert ist erschreckend und beeindruckend zugleich. Durch immer geringer werdende Margen, hoher Konkurrenz und teureren Werbekosten müssen sich Marken stetig weiterentwickeln. Impulskäufe sind für Betreiber enorm wichtig geworden und deutlich angenehmer als einen Preiskrieg zu führen.

Nicht zuletzt sind Content- und Influencermarketing die größten Buzzwörter im Jahre 2017. Doch wo geht diese Reise hin? Verkaufen Bibi und Dagibee bald per Pop-Up innerhalb YouTubes an minderjährige?

Ob Livestreaming mit integriert Kaufoption allerdings der richtige Weg ist, bleibt abzuwarten. Die große Frage ist hier allerdings: Sind die chinesischen im klassichen Onlinehandel weit vorraus und innovativer als Amazon und co. oder funktionieren solche Taktiken nur in China.

Wie viel deiner Privatsphäre wärst du bereit aufzugeben, um einen Rabatt zu erhalten?

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