An mehreren Stellen habe ich bereits berichtet, dass die Politik bei chinesischen Händlern auf Amazon aktiv werden will. Das allerdings so schnell etwas passiert, ist gerade für das bürokratische Deutschland sehr beeindruckend. Dies zeigt wie dringend es dem Staate ist, den verlorenen Etat wieder aufzustocken.
Kein Wunder, denn bei geschätzt über 5000 Händlern aus China, haben es nicht mal 5% geschafft, sich im Finanzamt Berlin-Neukölln anzumelden.
Nun wurden Guthaben und Lagerbestände einiger großen chinesischen Händler auf Eis gelegt. Ist damit der Krieg um die Umsatzsteuer vorbei? Wer sind die Gewinner in diesen Fällen?
Ratlosigkeit und Panik in China?
Die Nachricht schlug vor dem Jahreswechsel ein wie eine Bombe. Nicht nur, weil die chinesischen Händler nicht vorab informiert wurden, sondern vor allem, weil es nur große Händler mit einem Inventar in Millionenhöhe erwischt hat. Von Amazon gab es nur eine interne e-Mail, die Verkäufer auf diesen neuen Status aufmerksam macht.
Waren und das Geld im Amazonkonto können erst freigegeben werden, wenn sich an die Steuerregelierungen des Finanzamtes gehalten wird. Es muss demnach im schlimmsten Falle tief in die Tasche gegriffen werden.
Der deutsche Händler, der durch den Preiskampf mit den steuer-hinterziehenden Chinesen, kaum noch Gewinne erzielen konnte, atmet verständlicherweise auf.
Eine Liste der betroffenen Händler gibt es leider noch nicht und wird von Amazon auch nicht veröffentlicht. Gesperrte Händler erkennt ihr daran, dass all ihre Produkte verschwunden sind, aber fleißig Bewertungen im Dezember gesammelt wurden.
Deutsche Firmen werben für Steuerservice
In WeChat, der chinesischen Alternative zu Whatsapp (natürlich ohne Verschlüsselung, weil China), sind bereits viele deutsche Firmen fleißig dabei für ihren Service zu werben. Hier seht ihr den Artikel der GKRW.de, die um betroffenen und ängstliche Kunden buhlt:
Ganz schön clever und definitiv notwendig, wenn die kleine Rate an registrierten Händlern betrachtet wird. Angst und Regulierungen sind schließlich das beste Tool, um günstige Kundenakquisition durchzuführen!
Die Zusammenarbeit mit deutschen Firmen stellt auch den Vorteil dar, dass keine weiteren Schlüpflöcher gefunden werden wollen. Dies bieten nämlich dubiose chinesische Firmen an (z.B. jene, die den Germany Express Versand für GearBest übernehmen). Der Artikel besagt ganz klar, dass sich präventiv jeder Händler anmelden soll, damit ihnen das gleiche Schicksal erspart bleibt.
Gewinner sind große Marken und China-Shops
Die wirklichen Gewinner sind große China-Marken wie Anker oder Aukey, die bereits ihre Steuern abführen, aber auch deutsche Händler freuen sich über diese Veränderungen. Das Problem der Fakebewertungen ist zwar noch nicht aus der Welt geschafft, aber wird mit Sicherheit auch in 2018 adressiert werden müssen.
Auch China-Shops, besonders jene mit illegalen, aber für den Kunden zollfreien, Versandmethoden profitieren. Viele günstige Produkte und Marken aus China können nur von diesen Shops bezogen werden. Obwohl die Versandmethoden regelmäßig „ominöse“ Probleme aufweisen, stellen sie für den Kunden immer noch die günstigste Alternative dar.
Ob hier bald reagiert wird ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Das ewige Katz und Maus Spiel wird hier auf dem Rücken der Kunden, die gerne steuerfrei einkaufen, ausgetragen.
Allerdings macht mich diese Entwicklung auch besorgt. Schließlich sollte ein fairer Handel für alle Händler, egal woher sie kommen, möglich sein. Gesetze und Regulierungen, die bestimmte Gruppen betreffen sind allerdings alles Andere als zielführend. Einige Gedanken, wie das Problem gelöst werden kann, habe ich bereits in einer Kolumne zusammengefasst. Welche Entwicklung würdet ihr am liebsten sehen?