Negative Schlagzeilen bei GearBest: Arbeitnehmer wenden sich an TV

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In einem älteren Artikel habe ich bereits über meine Ansicht über chinesische Unternehmen, die nicht in ihre Angestellten investieren, berichtet. Jetzt trifft es auch den ehemaligen Arbeitgeber, denn Globalegrow bzw. Globaltop, die Firma hinter GearBest, wurde nun einem weniger positiven Beitrag im Fernsehen von Shenzhen erwähnt.

Ehemalige Arbeitnehmer beschuldigen das Unternehmen diese vor dem chinesischen Neujahr aus dem Unternehmen geworfen zu haben, um den Jahresendbonus nicht bezahlen zu müssen. Auch die vereinbarte Kompensation sei rechtswidrig.

Globalegrow veröffentlichte am Folgetag selbst ein Statement in dem deutlich gesagt wird, dass alle Prozesse rechtmäßig sind und alle ausstehenden Versprechen gehuldigt werden.

Details der Anschuldigungen

Aufmerksam auf diesen Beitrag wurde ich durch einen Freund, dessen Familienangehörige gerade fern sahen. Datum der Erstausstrahlung ist der 23.01.2019.  Den Originalbeitrag (auf chinesisch) aus dem offiziellen TV-Sender von Shenzhen (betrieben von: 深圳广播电影电视集团, Shenzhen Media Group) habe ich im folgenden hochgeladen.

Besonders hoch ist die Qualität dieses Beitrages nicht (man beachte nur das inkonsistente Verschleiern der Gesichter..), aber es werden einige schwerwiegende Anschuldigungen gemacht.

Laut Aussagen der ehemaligen Arbeitnehmer sollen diese durch illegale Methoden aus dem Unternehmen geworfen worden sein. Laut chinesischen Recht ist eine Kompensation von 2 Monatsgehältern vorgesehen, doch, so die Aussagen der Geschädigten, wurde nur 1 Monat angeboten. Auch Leistungsindikatoren sollen manipuliert worden sein, um Bonuszahlungen auf Null zu setzen, obwohl die Ziele übertroffen worden seien.

Laut Aussage einer Person sollen bis zu 10% aller Arbeitnehmer „aus der Firma geekelt“ werden. Eine der Damen im Video behauptet, dass sie regelrecht ignoriert wurde, keine Aufgaben mehr bekam und dann, nachdem sie drei Tage nicht auftauchte, fristlos gekündigt wurde – erschreckend, aber nicht sonderlich clever von ihr.

Ebenfalls im Video zu sehen sind die Arbeitsverträge der Anschuldigenden. Diese zeigen ein Grundgehalt von 2030CN¥ (rund 265€). Auf dieses kommen in der Regel monatliche Boni, die nun allerdings ausbleiben. Ein Trick, um Steuern zu sparen und bei Entlassungen weniger Entschädigung zu zahlen.

Neujahres Bonus für Mitarbeiter der Fangda Group. Dieser bleibt bei Globalegrow wohl aus. (Quelle: Chinanews.com)

Das Timing ist ebenfalls mehr als unglücklich gewählt, denn in einer Woche beginnt das chinesische Neujahrsfest. Zu dieser Zeit erhält jeder Arbeitnehmer in China einen Bonus bevor alle zu ihren Familien zurückkehren und der Unternehmensbetrieb mindestens eine Woche pausiert.

Dieser Bonus soll nun für viele halbiert oder gar gestrichen werden. Jene, die sich nun aufgrund ihrer Entlassung an Shenzhen TV gewendet haben, beschuldigen das Unternehmen nun, dass dies kalkuliert worden sei, um Geld bei Globalegrow zu sparen.

Schade! Ironischerweise beginnt 2019 das Jahr des Schweines, welches eigentlich für Wohlstand steht.

In einem offiziellen Statement gibt Globalegrow allerdings an, dass alle Vorschriften eingehalten werden und alle Versprechen gehuldigt werden. Handelt es sich hier also nur um Diffamierung und Panikmache in einer schwächelnden Ökonomie? Hier das entsprechende Video-Statement (leider kein VOD gefunden):

Mehr Ärger für Globalegrow?

Auch auf den chinesischen Diskussions-Plattformen Tieba und Zihu (ähnlich zu Quora und Gutefrage) geht es in den letzten Tagen und Wochen rund. Ob es sich hier um Panik, Gerüchte oder einfach nur Falschaussagen handelt, kann natürlich nicht bestätigt werden.

Globalegrow Stand mit Eigenmarken auf der CES 2019 in Las Vegas

Allerdings häufen sich Beschwerden zu oben genannten Thema und vor allem äußern sich viele Lieferanten, dass diese zu spät bezahlt werden oder immer neue Konditionen vorgesetzt bekommen. Viele dieser raten von einer Partnerschaft mit Globalegrow ab, da sie schon seit über 6 Monaten auf Zahlungen warten.

Auch eine QQ-Gruppe (ICQ Ableger von Tencent, ehemals OpenICQ) von Geschädigten wurde zusammengerufen in der diese sich über ihre Probleme austauschen.

Ob es sich hier nur um schlechte Prozesse (auf beiden Seiten) handelt oder ob die Probleme tiefer liegen, kann ich nicht beurteilen. Die Anschuldigungen, dass das Unternehmen pleite geht und die eigene irreparabel Reputation zerstört wurde, halte ich allerdings für völlig Substanzlos.

Was ich mich Frage: Wie kann bei so einem natürlichen Prozess, so viel aufsehen erregt werden? Umstrukturierung in großen Unternehmen sind völlig normal und bei dem angegebenen Grundgehalt auch Vergleichsweise günstig und fair.

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