Dieser Artikel sollte ursprünglich am 19. September erscheinen.
Huaweis HarmonyOS (鸿蒙OS, Hóngméng OS) ist nicht nur die Reaktion auf Donald Trumps Handelskrieg und die mögliche Ausschließung aus dem westlichen Markt, sondern auch eine Firmenstrategie an der seit bereits 10 Jahren gearbeitet wird.
Doch ein neues Betriebssystem wirft viele Fragen und technische Probleme auf, die mit Googles Android-Ökosystem keine Probleme verursachen. Sobald allerdings auf die amerikanische Grundlage verzichtet wird, muss eine Lösung her, die es App-Entwicklern erleichtert, die eigene Software auf Huaweis OS anbieten zu können.
Dies soll mit dem Software-Kompilierer Ark, an dem laut Huawei seit rund 10 Jahren gefeilt wird, möglich sein. So sollen bestehende Apps problemlos in Maschinencode (Assembly) komipliert werden können, um dann eine Ausführbare „Harmony-App“ zu erstellen.
Den Code für den Kompilierer hat Huawei auf Gitee veröffentlicht (gesperrter Github Account aufgrund von US-Sanktionen) und will bis 2020 alle Funktionen unter der Open-Source-Lizenz verfügbar machen.
Doch kaum zwei Wochen nach der Veröffentlichung machen sich Entwickler über Ark lustig und einige behaupten, dass es sich um einen PR-Stunt handelt, da die Software absolut unausgereift zu sein scheint.
Laut Kommentaren auf Chinas Q&A Plattform Zhihu sollen selbst die Demo-Daten, die zur Veranschaulichung und vertraut machen mit der Software bereitgestellt werden, nicht kompilierbar sein. Eine Ausführbare Datei zu erhalten ist selbst mit Hilfe weiterer Software nicht möglich.
Neben Hobbyentwicklern nahmen auch einige CEOs von Softwareunternehmen an der Diskussion teil und sind ebenfalls enttäuscht über die mangelnde Funktionalität. Für die lange Entwicklungszeit haben sich alle Beteiligten mehr erhofft.
Ist dies ein erstes Zeichen dafür, dass das Entwerfen eines Betriebssystems doch komplexer als gedacht ist?
Obwohl China als zweitgrößte Wirtschaft der Welt in vielen Sektoren mit Innovationen dominiert, hat es noch kein Unternehmen geschafft, die Monopolstellung der Amerikaner im Software-Segment zu gefährden.
Selbst ein eigener Browser (inklusive Engine) konnte noch nicht entwickelt werden und so setzen Unternehmen wie Alibaba (Ubrowser), Zhihu oder 360 auf die freie Chrome-Version Chromium.
Laut Aussage des Tencent CEOs Pony Ma seien chinesische Unternehmen mindestens 10-15 Jahre hinter der Technologie des Westens, wenn es um essenzielle Grundlagen-Technologien geht.
Die Kampagne „Made in China 2025“ sollte hier Abhilfe schaffen und dafür sorgen, dass diese Technologien national entwickelt und voran gebracht werden können. Doch dieser Plan Xi Jinpings wird selbst in chinesischen Medien nicht mehr erwähnt und erscheint nun mehr als eine gescheiterte Reform.
Es wird demnach deutlich, dass Huaweis Harmony OS noch weit davon entfernt ist Marktreif zu sein. Für eine Massenadoption ist es unabdingbar, dass Drittanbieter problemlos für das neue Betriebssystem entwickeln können.
Die Arche (Ark-Compiler), die diese Brücke bilden soll, hat momentan nur einen Kapitän, der sich in mysteriöses Schweigen hüllt.
Bei einem Marktanteil von 20% in Deutschland hätte Huawei allerdings bereits genug Kunden in Deutschland, die als „Versuchskanninchen“ für mögliche Beta-Versionen in Frage kommen – Sicherheitsbedenken für die neue Software außen vor genommen.