Normalerweise schreiben wir bei Techkou hauptsächlich über Technik aus China, doch heute soll es einmal um den chinesischen Spirituosen-Hersteller Kweichou Maotai gehen. Wahrscheinlich fragt Ihr euch jetzt, wieso genau diese Firma Interessant sein sollte – denn das ist definitiv. Kurz gesagt, es gibt kaum ein schöneres Beispiel für Verstrickungen der chinesischen Politik mit der Wirtschaft als auch der Diversifizierung des Portfolios um in neuen Märkten Geld zu verdienen.
Kweichou wer?
Falls Ihr keine Fans chinesischer Schnäpse seid, dürftet Ihr von Kweichou Maotai (贵州茅台酒股份有限公司) noch nie etwas gehört haben. Möglicherweise sagt euch aber das Getränk Maotai etwas, denn der Schnaps ist in China extrem beliebt und dessen einzig legaler Hersteller ist die besagte Firma.
Deren Geschichte ließt sich wie ein Paradebeispiel für einen raketenhaften Aufstieg. Erst 1999 in der Stadt Maotai (Die Namensgebend für den Schnaps und die Firma ist) gegründet, entwickelte Sie sich rasant und war schon 2008 satte $26 Miliarden wert. Da sie das Monopol auf die beliebte Spirituose haben, kannte das Wachstum bisher keine Grenzen, bis heute konnte der Firmenwert noch einmal mehr als verfünffacht werden und auch der Umsatz stieg auf sensationelle $8,5 Milliarden an. Um dieser Zahl einmal zu veranschaulichen, die gesamte deutsche Spirituosenindustrie hat selbst nur ein Viertel des Umsatzes erzielen können.
Dass Firmen in der Größe, gerade in China, nur existieren können, wenn Sie eng mit der Staatspartei „kooperieren“ ist kein Geheimnis. Im Falle von Kweichou Maotai lässt sich das jedoch so gut beobachten wie sonst nie. So beschreibt Die Welt den Maotai als „hochprozentiges Schmiermittel“ für die Guanxi, also die extrem wichtigen Beziehungen in der chinesischen Politik und Wirtschaft.
Korruption und Guanxi bedingen einander, eine teure Sorte des Maotai hat schon den ein oder anderen Deal ermöglicht und ist dementsprechend bei Funktionären der Kommunistischen Partei Chinas extrem beliebt. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass gerüchteweise ein ehemaliger General der Partei General Manager bei Kweichou Maotai werden soll und Nixon und Obama je eine Flasche geschenkt bekommen haben.
Das Wachstum ist vorbei!
Langsam ist für Kweichou Maotai jedoch eine Grenze des Wachstums erreicht. Die Korruption wird immer weiter bekämpft, als Schmiermittel wird es der Maotai also zunehmend schwerer haben. Und auch unter der chinesischen Bevölkerung dürfte die Nachfrage nicht unendlich hoch sein. Denn die beliebteste Sorte Feitian (in etwa „Fliegende Fee“) kostet um die 380€ pro Liter, das können und wollen sich nicht unbegrenzt viele Chinesen leisten.
Außerhalb von Chinas lässt sich der Schnaps nahezu gar nicht verkaufen, Henry Kissinger bezeichnete Ihn einmal als „tödliches Gebräu“. Der Handelskrieg zwischen China und den USA und den allgemein schlechten Aussichten für die nächsten Jahre machen sich bereits bemerkbar, sowohl Wachstum als auch Umsatz enttäuschten zuletzt die Anleger.
Die Zukunftsaussichten sind für Kweichou Maotai also alles andere als optimal, doch die extrem gute Rentabilität und die dicken Finanzpolster der Firma ermöglichen es eine Strategie für die Zukunft zu entwickeln und damit gegenzusteuern.
iCloud, Universität & Finanzgeschäfte – Kweichou Maotai expandiert
Und das tun Sie in großem Stil. Bereits 2017 wurde eine eigene Privatuni gegründet, in welcher die Studenten Marketing, das Destillieren und die Regeln der Lebensmittelsicherheit zu lehren. Dabei ist die Universität, anders als normale Privatuniversitäten, nicht darauf aus über die Studiengebühren Geld zu verdienen, sondern viel mehr Qualifizierte Fachkräfte für die eigene Firma auszubilden.
Günstiger Baijiu für die Massen – Xijiu
Ein schlauer Schachzug, denn Kweichou Maotai hat die Tochtergesellschaft Xijiu gegründet, die auch Baijiu (also einen klaren, hochprozentigen Alkohol) produziert. Dieser findet reisenden Absatz, da er zum einen deutlich günstiger ist, zum anderen aber der Name mit Xi anfängt, was der Vornamen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping ist. Da kommen die Studenten der eignen Universität natürlich ganz recht, um die hohe Nachfrage bedienen zu können.
Das Blaubeer-Business
Diese Tochterfirma soll bis 2020 per IPO an die Börse gehen und dabei natürlich jede Menge Geld für Kweichou Maotai einbringen. Doch auch eine weitere Tochterfirma soll bis zu diesem Jahr an die Börse gebracht werden, dabei handelt es sich um eine Firma, die sich auf Produktion und Verarbeitung von Blaubeeren spezialisiert hat.
Kredite vom Maotai Produzenten!
Deutlich spannender ist da die eigene E-Commerce und Finanzsparte. Denn mit dieser baut sich Kweichou Maotai abseits des Geschäfts mit dem Alkohol ein zweites Standbein auf. Da der Verkauf des Maotai höchst lukrativ ist, (wahnsinnige 72% Marge) verfügt das Unternehmen über beträchtliche Finanzmittel. Deshalb wird bald eine weitere Tochtergesellschaft gegründet, welche sich auf Finanzgeschäfte spezialisiert. Konkret wird sie Kredite vergeben, Fonds verwalten und zusätzlich im Versicherungs- und Leasinggeschäft mitmischen. Auf jeden Fall eine interessante Art, das eigenen Kapital zu investieren.
E-Commerce und iCloud – Kweichou Maotai investiert in Technik
Zu guter Letzt wird zusätzlich auch noch in den E-Commerce Bereich investiert. Einerseits wird ein drittes Tochterunternehmen entstehen, dass bis 2020 per IPO an die Börse gebracht werden soll. Noch ist nicht klar, in welchen Bereichen diese Ausgründung aktiv sein wird, sicher ist hingegen, dass Kweichou Maotai das Potential erkannt hat, dass es in diesem Sektor gibt. Denn neben der Gründung einer weiteren Tochterfirma wird auch direkt in Guizhou-Cloud Big Data (GCBD) investiert.
Diese Firma wurde gerade erst in der aufstrebenden Technikmetropole Guizhou gegründet und wird für Apple die iCloud Konten und Daten der Chinesen verwalten. Insgesamt hat Kweichou Maotai 26,47% der Anteile erworben, was den Schnapsproduzenten zum zweitgrößten Anteilshaber der neuen Firma macht. Diese Anteile sind über 50 Millionen € Wert, insgesamt ist der neue Dienstleister für Apple also über 200 Millionen € schwer. Damit macht Kweichou Maotai definitiv deutlich, dass mit Ihnen auch in der Technikbranche zu rechnen ist.
Es wird auf jeden Fall spannend, wo die Reise mit der E-Commerce Tochter noch hingehen wird, und ob Kweichou Maotai seine Ambitionen im Technikbereich noch weiter ausbauen wird. Falls es neue Informationen zu den geplanten Investitionen geben wird, werden wir natürlich den Artikel updaten.
Denkt Ihr, dass eine Diversifizierung einer Firma wie Kweichou Maotai in völlig andere Gebiete wie die der Technik sinnvoll sind? Oder sollten sie eher bei Ihrem bisherigen Geschäft bleiben, getreu dem Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“? Eure Meinung würde mich dazu sehr interessieren, lasst uns in den Kommentaren darüber diskutieren!