Sind Videospiele Sport? Die Diskussion erregt seit Jahren die Gemüter. Dabei gibt es einige gute Gründe für die Anerkennung als „echte“ Sportart, vor allem aber mit den „2018 Asian Games“ ein gutes Beispiel, wie internationale Wettbewerbe umgesetzt werden können.
Ob das professionelle Zocken in Zukunft olympisch werden sollte, wie gigantisch das Potenzial von E-Sport ist, und wie Asien sich einen Vorsprung gegenüber dem Rest der Welt erarbeitet hat, will ich euch in diesem Artikel zeigen.
Gefahr oder Zukunft für den Sport?
Noch vor einigen Jahren war in China alles rund ums Gaming von den Behörden verhasst. So gab es ein Konsolenimportverbot, Videospiele waren verpönt und die beliebten Internetcafés wurden bekämpft.
Doch mit den Jahren haben die Behörden Ihren Widerstand aufgegeben, Giganten wie Tencent Games entstanden und Millionen Chinesen greifen regelmäßig zum Smartphone oder zum Controller um den Alltag hinter sich zu lassen. Doch nicht nur zur Unterhaltung der breiten Masse, sondern auch zum professionellen Wettbewerb eignen sich die Videospiele.
Während im Westen oft zu hören ist, dass Zocken kein Sport sein kann und auch wichtige Sportfunktionäre wie der DFB Präsident Reinhard Grindel das kompetitive Spielen als „absolute Verarmung“ der Jugend und Gefahr für den Nachwuchs im Fußball sieht, ist China schon bedeutend weiter. Statt Gaming „komplett Scheiße“ (Zitat BVB Geschäftsführer Watzke) zu finden, fördert man die Stars in den verschiedenen Disziplinen und kämpft sich so Stück für Stück an die Weltspitze. Die besten der Besten in Dota 2, CS:GO und co. sind umjubelte Popstars und werden von Fans, wie auch von Konzernen wie Alibaba und Tencent gefördert. Dass die Bemühungen Früchte tragen, sieht man besonders an den…
Asian Games 2018 – China an der Weltspitze
Die Asian Games sind im Prinzip die olympischen Sommerspiele für Asiatische Nationen. Auch diese werden alle vier Jahre ausgetragen, aktuell ist es wieder soweit. In Jakarta (Indonesien) wird neben klassischen Sportarten wie Leichtathletik auch in exotischen Sportarten wie Jet Ski fahren um Medaillen gekämpft.
Was das ganze mit E-Sports zu tun hat? Ganz einfach, schon heuer wurden diese als Demonstrationssportarten ausgetragen, also ohne Medaillen, ab 2022 dann auch als vollwertige Sportart. Spätestens dann hat sich das kompetitive Zocken als Sportart etabliert, doch bereits jetzt wurde in Arena of Valor, Clash Royal, PES, Starcraft II, LoL und Hearthstone um Bestleistungen gekämpft.
Obwohl es keine offiziellen Medaillen für die Sieger gab und in China die Matches nicht einmal live übertragen wurden, sammelte das zugehörige Thema auf Weibo 920 Millionen Klicks, die Schlagwörter sind getrendet und ca. 600.000 Fans haben die Live Audio-Kommentare zu den Matches in League of Legends angehört. Das sind wirklich beeindruckende Zahlen und kaum eine andere Sportart konnte in China solch einen Hype auslösen. Da passt es perfekt, dass die chinesischen Teams die erfolgreichsten waren und auch in LoL das Finale 3 zu 1 für sich entscheiden konnten.
Selbst die großen Medien und die kommunistische Jugendliga Chinas gratulierten den Stars zu den Medaillen, der E-Sport hat sich endgültig aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft gekämpft. Was in China und einigen ostasiatischen Ländern bereits geschafft ist, steht dem Rest der Welt noch bevor. Doch nicht jeder denkt so konservativ wie die Führungsfiguren des deutschen Sports, weshalb es schneller kommen könnte als erwartet.
Olympia 2024 – Zocken um Gold?
Das olympische Komitee ist aktuell in Gesprächen mit E-Sport Verbänden und schließen dabei eine Aufnahme als offizielle Sportart nicht aus. 2019 wird die Diskussion über die vertretenen Sportarten begonnen, ein Jahr später stehen diese fest. Ich persönlich bin sehr gespannt ob sich die progressiven Verantwortlichen in IOC gegenüber den konservativen durchsetzen können.
Ihre Argumente für eine Aufnahme dürften jedoch schlagkräftig sein, schließlich wollen auch die Verantwortlichen für Olympia nicht auf die Zuschauermassen verzichten. Sowohl finanziell als auch um die Jugend wieder weltweit für Olympia zu begeistern sind E-Sports eine Möglichkeit, die meiner Meinung nach ergriffen werden sollte.
Allerdings wurde direkt klar gestellt, dass Ego-Shooter wohl niemals olympisch werden können, Fifa hingegen dürfte sich beste Chancen ausrechnen. Die Entscheidung darüber, welche Genres zum olympischen Gedanken passen, und welche nicht, könnte jedoch noch ein weiterer Stolperstein sein.
Denn nach der Website esportsearnings.com ist Hearthstone das einzige Top 20 Spiel, dessen Ziel nicht ist, seinen Gegner virtuell auf die ein oder andere Art umzubringen. Es sollte also auch bei Olympia im Falle einer Aufnahme der E-Sports actionreich zugehen, jedenfalls wenn die im E-Sport relevanten Spiele in den Kampf um Medaillen aufgenommen werden. Ich freue mich drauf!
Und Ihr? Denkt Ihr überhaupt, dass es schon 2024 soweit sein wird? Findet Ihr, dass dem Esport eine Anerkennung als „echter“ Sport zusteht, oder das Zocken und Sport völlig unterschiedliche Dinge sind? Eure Meinung interessiert mich, also schreibt es in die Kommentare und lasst uns Diskutieren!