China ist einer der führenden Märkte für elektronische Fahrzeuge. Neben NIO, Faraday Future und auch Weltmeister steckt nun auch das Unternehmen Byton in Schwierigkeiten. Gegründet wurde das Unternehmen von den beiden Deutschen Daniel Kirchert und Karsten Breitfeld, die zuvor hohe Positionen bei BMW besetzten.
Aufgrund der Coronavirus-Krise, einer gestressten chinesischen Wirtschaftssituation und Finanzierungsproblemen kündigte das Unternehmen nun einen vorzeitigen Stopp des Betriebes an. Ebenfalls will sich Byton neu strukturieren und es sind Entlassungen in den Büros in Deutschland und den USA geplant.
Seit bereits 2019 sucht Byton vergeblich nach rund 500$ Millionen Investment, obwohl bisher noch keines der Fahrzeuge in Serienproduktion für den Endkunden erhältlich gemacht wurde. Laut Crunchbase wurden bisher ingesamt 1,2$ Milliarden, unter anderem von Tencent und Chinas ältestem Fahrzeughersteller FAW eingesammelt.
Letztere sorgten dafür, dass Gründer und ehemaliger CEO Karsten Breitfeld das Unternehmen verlassen hat. Der Staatskonzern FAW, auch bekannt als First Auto Works (中国第一汽车集团), als Vertreter der Regierung soll zu viel Einfluss auf das Unternehmen genommen haben und dieses in eine Richtung gelenkt haben, die nicht Breitfelds Vorstellungen entsprach. Ebenfalls behauptet dieser, nach seinem Abgang im dritten Quartal 2019, dass die Firma nunmehr aus „Marketing und PR“ bestünde und wichtige Ingenieure das Team bereits verlassen haben.
Future Car Daily bestätigte in einem WeChat Artikel ebenfalls, dass bis zu 90CN¥ Millionen an Löhnen für Fabrikarbeiter und Angestellte seit März nicht ausbezahlt wurden. Über 100 Mitarbeiter protestierten in Nanjing am 23.06.2020 mit der Forderung, die ausstehenden Löhne zu erhalten.
Byton reagierte und bietet nun Mitarbeitern, die freiwillig die Kündigung einreichen, dass ausstehende Löhne für den Monat Juni bezahlt werden. Eine typische Maßnahme in China, da so keine Kompensation ausgezahlt werden muss. Gewerkschaften sind in China nicht erlaubt bzw. nur über Partei-Gremien gestattet und das Recht der Angestellten ist nur schwer durchzusetzen.
Laut chinesischer Berichterstattung ist die Lage deutlich düsterer als das Unternehmen beschreibt. Die Büros in Shanghai und Beijing seien geschlossen, da Miete nicht bezahlt wurde. In der Fabrik in Nanjing sollen die Lichter aus sein, da ebenfalls Rechnungen nicht bezahlt wurden.
In einem offiziellen Statement verneint Byton diese Anschuldigungen, aber bestätigt, dass betroffene Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten und alle Regulationen für den Fabrikbetrieb eingehalten werden. Die Schließung der Büros und Fabrik sei laut einem Pressesprecher des Unternehmens ‚freiwillig‘.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich Byton aus dieser Situation erholen wird, aber die Marke selbst – inklusive erarbeiteter Technologie – wird sehr wahrscheinlich bestehen bleiben. Unter welcher Führung, und ob das Unternehmen Schlussendlich von FAW einverleibt wird, bleibt offen. Aufgrund der abgeschafften Subventionen für elektronische Fahrzeuge in China, sind die Chancen gering, dass sich der Markt für neue Marken erholen wird.