Der Handelskrieg zwischen den USA und China nimmt einfach kein Ende. Das liegt zum einen an den offensichtlich unfairen Handelspraktiken Chinas, aber auch an den Vorwürfen gegenüber einigen Konzernen.
Als erstes ist hier Huawei zu nennen, die vom amerikanischen Markt verbannt wurden und immer wieder Opfer von Anschuldigungen werden. Meistens bleiben diese jedoch ohne Beweis – jetzt wurde ein weiterer Bericht veröffentlicht, der Huawei schwer belastet.
Spionage oder schlampige Programmierung?
Bloomberg meldete, dass Vodafone in der Ausrüstung von Huawei eine Backdoor gefunden hatte. Diese hätte es dem Netzwerkausrüster angeblich erlaubt, auf den Internetverkehr der Nutzer zuzugreifen. Diese Schwachstelle bestand im italienischen Netz von 2009 bis 2011, nachdem Vodafone diese entdeckt und an Huawei gemeldet hatte, wurde die Lücke im Telnet-Protokoll direkt geschlossen.
Problematisch ist allerdings nicht das offene Protokoll mit fest eingebauten Login Daten, sondern die Tatsache, dass selbige Sicherheitslücke anschließend an einem anderen Punkt erneut gefunden wurde, obwohl versprochen wurde, dass das Problem beseitigt wurde. So startete ein Katz-und-Maus-Spiel aus nicht dokumentierten Änderungen an der Software.
Bis zu diesem Punkt sieht es also ganz danach aus, als wäre Huawei jetzt doch überführt worden, die eigene Hardware zu missbrauchen. Jedoch hat Vodafone über ein Statement bekannt gegeben, dass die Nachricht von Bloomberg so gar nicht stimme. Es soll sich nur um ein harmloses Diagnosetool handeln.
Für die Leaks wurde das britische Parlaments-Mitglied Gavin Williamson verantwortlich gemacht, welcher kurzerhand von Theresa Mays Regierung entlassen wurde. Selbst weist er diese Vorwürfe allerdings von sich.
Viele Anschuldigungen, keine Beweise
Auch Huawei weißt die Anschuldigungen (selbstverständlich) zurück, doch welche Version der Geschichte jetzt stimmt, ist offen. Sicher ist nur, dass es eine Lücke gab, die dann geschlossen wurde. Eigentlich keine große Sache, nur ist die Situation um Huawei aktuell so explosiv, dass jede Meldung zu großen Problemen führen kann.
Sollte Bloomberg noch Beweise für die Anschuldigungen liefern, sieht die Lage natürlich anders aus – bis dahin ist der einzige Fehler in dieser Sache von Huawei, dass sie etwas schlampig waren. Eben unschuldig bis das Gegenteil bewiesen ist.
Zwei weitere Anschuldigungen stehen dabei noch gegen Huawei im Raum, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Zum einen, dass Huawei sogenannte „Kill-Switches“ verbaut, mit denen die chinesische Regierung im Konfliktfall das Internet in den Ländern abschalten könnte, die auf Huawei Hardware vertrauen. Wieder eine heftige Anschuldigung, für die jedoch die Beweise fehlen.
Zum anderen, und das ist keine Spekulation, sind chinesische Unternehmen zur Kooperation mit dem Staat verpflichtet. Das geht soweit, dass die Partei vermutlich Zugriff auf die Netzwerkdaten von Huawei bekommen würde, sollte diese das wollen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass Huawei seine Kunden ausspioniert und illegal Daten erhebt, sondern dass der chinesische Staat auf die Daten der Unternehmen Zugriff bekommen würde, wenn er das wollte.
Übrigens: der große Ankläger gegen Huawei, die USA, haben selbst alles andere als eine weiße Weste. Das hatte Snowden mit seinen Enthüllungen gezeigt. So wurden amerikanische Router durch die NSA auf dem Postweg abgefangen, mit Schadsoftware zur Überwachung verseucht, und dann erst an die Kunden weitergeschickt.
Ein gigantischer Skandal, der im Gegensatz zu den Huawei Vorwürfen mit Beweisen belegt ist und in dieser Diskussion in meinen Augen doch viel zu selten erwähnt wird.