Chinas Behörden, genauer das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT), hat jegliche Form von Pornografie und Erotik im chinesischen Internet verboten. Das ist längst bekannt, doch die jüngsten Zensurmaßnahmen sorgen im Westen immer wieder für Kopfschütteln, chinesischen Firmen machen Sie wirkliche Probleme.
Erst vor wenigen Monaten schrieb ich einen Post über das irrsinnige Verbot von ASMR, der neue Fall ist dabei für zwei bekannte Unternehmen jedoch weitaus brisanter.
Bytedance & Tencent verbreiten Pornografie? Nicht wirklich…
Konkret geht es dabei um Tencents WeChat und Jinri Toutiao von Bytedance (Musical.ly/ Tik Tok, News Republic). Beide Apps sollen in der Vergangenheit pornografische Inhalte gehostet haben, was in China ein relativ schwerer Vorwurf ist.
Bei einem genaueren Blick stellt man jedoch fest, dass die Posts möglicherweise viel harmloser waren, als die Behörden einen glauben lassen wollen. Diese Annahme beruht zum einen darauf, dass keine konkreten Posts oder Inhalte genannt wurden die illegal gewesen sein sollen, zum anderen sollen einige Titel zweideutig und allgemein „vulgär“ sein, was der einzig bekannte Grund für das Eingreifen der Behörden ist.
Als Strafe wurde eine Löschung der Posts befohlen, zusätzlich wurden die betroffenen Funktionen der Apps eingeschränkt, damit solche Posts in Zukunft verhindert werden können. Tencent hat sich direkt bereiterklärt, die Funktionen gegen die Verbreitung von „Pornografie und illegale Publikationen“ zu verbessern. Damit nimmt die Selbstzensur weiter zu, damit die Behörden keinen Grund mehr haben, selbst einzugreifen.
Bytedance hat dagegen neben der Zwangslöschung eine „maximale Strafe durch die Verwaltung“ bekommen, ohne das klar ist, wie diese aussieht. Berufen wird sich dabei auf Regeln, die das MIIT 2016 aufgestellt hat und bei denen ein Vergehen mit heftigen Geldstrafen, Abschalten der Websites und Entziehung der Geschäftslizenzen bestraft werden kann. Kommen wir aber nun zu einer Spekulation meinerseits, weshalb diese belanglosen Posts wirklich gelöscht worden sein könnten.
Alles nur ein Vorwand? Was möglicherweise wirklich zensiert wird
Disclaimer: Ab dieser Stelle ist der Post reine Spekulation, die sich auf keinerlei Fakten stützt.
Es ist möglich, dass der Vorwurf der Verbreitung von pornografischen Inhalten nur als Vorwand genutzt wird, um die beiden sehr Reichweite-starken Firmen dazu zu bringen, Ihre Inhalte noch stärker zu zensieren. Dabei geht es nur nebensächlich um Freizügigkeit oder vulgäre Sprache, viel mehr jedoch um die Zensur von Meinungen, Nachrichten und Kritik an der chinesischen Politik.
Indizien dafür sind unter anderem, dass genau nach dem Schema bereits vorgegangen wurde und dass WeChat auch allgemein „illegale Publikationen“ bekämpfen will. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt „Grüner Damm“, welches offiziell zum Filtern von pornografischen Inhalten geplant war, in der Realität jedoch zum größten Teil politische Berichterstattung unterdrückte und Nachrichten zu sensiblen Themen unterdrücken wollte.
Dass der Regierung die relativ unzensierten Posts und Stories in den betroffenen Funktionen der Apps ein Dorn im Auge sind, liegt nahe. Ebenso, dass der Jugendschutz als Vorwand genutzt werden kann, damit durch die Hintertür die Dienste zu noch härterer Zensur gezwungen werden können. Die möglichen Strafen sind, wie beschrieben, eben ziemlich bedrohlich.
Was haltet Ihr von den neueren Zensurbestrebungen gegen Pornografie der chinesischen Regierung? Außerdem würde mich eure Meinung zu meiner Spekulation zur politischen Zensur interessieren.