Es war eine der größten Nachrichten aus Chinas Gamingwelt dieses Jahr. Die Regierung hatte Anfang des Jahres die Lizenzierung für neue Spiele in 2018 komplett eingestellt, wodurch es in den letzten 9 Monaten keine neuen Spiele auf den chinesischen Markt geschafft haben. Doch nun endet diese Durststrecke für Publisher wie Tencent und die Spieler im Reich der Mitte.
Neue Regeln für neue Spiele
Der „Videospiel Bann“ ist dadurch in Kraft getreten, dass die zuständige Behörde, die „State Administration of Press, Publication, Radio, Film and Television (SAPPRFT)“ schlicht abgeschafft wurde. Da diese Behörde jedoch die einzige war, die notwendigen Lizenzen für ein Publishing verteilen konnten, gab es in den vergangenen 9 Monaten in China keine neuen Spiele mehr.
Im Laufe der vergangenen Monate hat sich hinter den Kulissen jedoch einiges getan. Seit neuestem ist die Propagandaabteilung der Kommunistischen Staatspartei für die Lizenzierung zuständig und ersetzt damit die SAPPRFT. Zusätzlich wurde von der Regierung eine „Onlinespiele-Ethikkomission“ gebildet, die neue Titel vor der Freigabe prüft.
Diese hat bisher 20 neue Games geprüft, von denen 9 nicht in China erscheinen dürfen, bei den restlichen 11 müssen die Publisher nachbessern um den neuen Richtlinien der Kommission zu entsprechen.
Gute Nachrichten für alle?
Die Anleger der Publisher sind hocherfreut über die Nachricht, so hat die 2018 schwer gebeutelte Tencent Aktie an nur einem Tag um 4,5 % zugelegt. Kein Wunder, denn solange sich die Entwickler an die neuen Regeln der Ethik Kommission halten, steht einer Veröffentlichung der Spiele in China nichts mehr im Weg.
Doch was bedeutet diese Nachricht nun für Spieler? Über die Arbeit und Richtlinien der Ethikkomission ist so gut wie nichts bekannt geworden. Im besten Fall könnte Sie grob einem chinesischem Pendant der FSK entsprechen und dem Jugendschutz dienen.
Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass die kommunistische Partei in Zukunft noch mehr Einfluss auf die Spiele, die Entwickler und die Gamer nehmen wird. Zum einen deshalb, da keines der 20 Spiele auf Anhieb den Regeln entsprochen hat, zum anderen, da die Kommission und die Lizenzierung nun direkt Gremien der Einheitspartei unterstellt sind.
Auch wenn es sich dabei nur um Spekulationen handelt, Spiele die sich mit Politik oder der Geschichte Chinas befassen oder diese anders darstellen als von der Partei gewünscht, werden wohl in der Zukunft keine Chance auf eine Veröffentlichung haben. Das war jedoch auch bisher der Fall, Beispiele hierfür sind die Hearts of Iron Reihe oder Battlefield 4. Ob und inwieweit das zu einer Selbstzensur führen wird, bleibt spannend. Das Entwickler gerne Spiele komplett zensieren und anpassen um auf einem lukrativen Markt erscheinen zu dürfen zeigt das Beispiel Deutschland. Das Verbot von Hakenkreuzen und anderen verfassungsfeindlichen Symbolen sorgt in Deutschland dafür, dass beispielsweise die Wolfenstein Reihe eine komplett andere, fiktive Story in der deutschen Version bekommt. Eventuell sehen wir auf dem chinesischen Markt in Zukunft ähnliche Zensurbemühungen.
Für andere, politisch unverfängliche Spiele wie PUPG und Fortnite dürfte die lange Durststrecke in 2018 damit jedoch beendet sein und der Gaming-Markt China wieder aufleben. Die meisten Spieler dürften kaum etwas von den Änderungen mitbekommen, von neuen Regelungen wie dem Ausweis-Check bei Smartphone Spielen mal abgesehen.