Chinesen lieben moderne Sharing Konzepte, sowohl mit Autos (Didi Chuxing ist ein Gigant auf dem Markt), vor allem aber mit Fahrrädern. Dabei zeigen sich immer mehr die verrückten Seiten des Booms. Das einzige das zählt ist Wachstum, alles andere muss sich im Kampf um die Marktdominanz hinten anstellen.
Jetzt sieht es aus, als gäbe es einen Sieger im unerbittlichen Kampf Mobike gegen ofo, für den Verlierer und die Städte Chinas könnte das jedoch dramatische Folgen haben.
ofo vs Mobike: Der Sieger steht fest
Obwohl der Markt vor einigen Jahren im Vergleich zu heute nicht einmal wirklich existent war, haben sich schnell zwei Big Player in China herauskristallisiert: ofo (Gelb) und Mobike (Orange). Lange konnten beide parallel ein extremes Wachstum verzeichnen können, doch in den letzten Monaten und Jahren konnte sich Mobike immer weiter von ofo und der restlichen, unbedeutenden, Konkurrenz absetzen.
Zwar haben beide Firmen mit der Zeit weltweit expandiert, jedoch wird der Krieg gegeneinander nirgends so hart ausgetragen wie im wichtigsten Markt China. Was sich in den letzten Monaten schon herauskristallisiert hat, ist jetzt nahezu sicher. Der Sieger im Duell heißt Mobike und ofo versinkt in Problemen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, allerdings liegt es vor allem am Geld. Während Mobike finanzstarke Partner im Rücken hat, die sowohl das unrentable Geschäft, als auch die Produktion von mehreren Millionen Rädern für die Straßen Chinas finanzieren, sieht es bei ofo nun sehr dunkel aus.
Erst wollte die Firma um CEO und Gründer Dai Wei einen kleineren Konkurrenten übernehmen und in viele neue Länder und Städte expandieren. Beides scheiterte jedoch, die Chinesen hatten sich klar mit der Expansion übernommen. Daraufhin wurde angekündigt, sich aus dutzend Städten und Ländern zurückzuziehen, da sich das Geschäft dort nicht lohnen würde. Stattdessen solle sich nun auf das „Kerngeschäft“ in wichtigen Städten konzentriert werden. Im Prinzip hat ofo schon in diesem Moment den Kampf gegen Mobike verloren, doch der CEO will „bis zum Ende“ kämpfen.
Dazu passt auch, dass er ein Angebot von 2 Milliarden USD abgelehnt hatte, mit dem Didi und Ant Financial die Firma übernommen hätten. Mit diesen finanzstarken Eigentümern hätte der Abstand zum großen Konkurrenten zwar wieder aufgeholt werden können, doch Dai Wei hätte nach eigener Aussage auch ein Angebot über 10 Milliarden Dollar abgelehnt. Seine Sturheit wird den Niedergang der Firma vermutlich noch beschleunigen, denn finanziell kann ofo mit dem neuesten Coup des großen Konkurrenten nicht mithalten. Ab sofort kann in China jeder ein Mobike mieten, ohne die ca 50$ Kaution zu hinterlegen, die dafür bisher von Nöten war. Bei ofo ist das immer noch notwendig, was ein weiterer Nachteil gegenüber dem orangenen Riesen darstellt.
Doch wie konnte es zu diesem Kampf überhaupt kommen? Beide Firmen setzen auf ein nahezu identisches Geschäftsmodell, in dem per App Fahrräder gemietet werden können, die überall herum stehen und am Ende der Mietdauer auch einfach wieder an jedem öffentlichen Platz abgestellt werden können. Dieses Modell funktioniert immer besser, je mehr Fahrräder es in den Städten gibt, ist also eine Art des Plattformkapitalismus, in dem sich normalerweise ein Unternehmen gegenüber allen anderen durchsetzt. Am besten lässt sich das mit bekannten BEispielen veranschaulichen, als da wären Google als Suchmaschine, Android als offenen mobiles Betriebssystem, Windows als Betriebssystem für Computer und und und
Jedes dieser Beispiele konnte sich gegen die Konkurrenten durchsetzen und sind nun die einzig relevanten, die auf dem Markt sind. Genau das gleiche passiert auf dem chinesischen Markt für Fahrrad-Sharing, doch das hat verheerende Auswirkungen auf ganze Städte, die mit den Fahrrädern geflutet werden.
Fahrradfriedhöfe: Abertausende Schrotträder in der Wildnis
Doch was passiert mit den Rädern, die kaputt gehen, durch neuere Modelle ersetzt werden oder deren Firmen pleite gehen? Reparieren? Recycling? Upcycling?
Weder noch, denn es ist doch viel günstiger einfach alle Räder auf einen Haufen zu werfen und fertig.
Klingt vielleicht unglaublich, doch genau nach dieser Logik entstehen im Niemandsland Chinas gigantische Plätze, auf denen sich meterhoch alte Fahrräder stapeln, teils zu hunderttausenden. Im Netz finden sich mittlerwiele einige beeindruckende Drohnenaufnahmen, die den Wahnsinn visualisieren. Doch auch in den Städten selbst blockieren die Millionen Fahrräder Plätze und Straßen und stören immer mehr Bürger.
Statt der Bevölkerung also zu mehr Mobilität zu verhelfen und durch die Sharing Economy auch noch Ressourcen zu sparen wird das System ad absurdum geführt, genau das Gegenteil davon tritt oft ein. Wenn das Ende von Ofo in den nächsten Jahren tatsächlich gekommen ist, werden die über 10 Millionen gelben Räder vermutlich auf einen Schlag zu einem gigantischen Haufen Metallschrott verkommen, um den sich niemand kümmern wird.
Das unregulierte Wachstum der Firmen, die sich nur über die schiere Masse der Fahrräder voneinander abheben, hat zu einigen Problemen in den Städten Chinas geführt, die es nun zu Lösen gilt. Ich bin gespannt, was die Regierung und die Städte dagegen unternehmen wollen, und inwieweit sich ofo, Mobike & co auch für die Schrotträder in die Verantwortung nehmen lassen werden