Gute Nachrichten für alle China Smartphone Fans, die weder Notch noch Rahmen mögen. Oppo hat gerade eben Ihre Find Reihe reanimiert und mit dem Find X das Flaggschiff für 2018 vorgestellt. Und dieses kommt in modernem Look, mit außergewöhnlichen Features und einer neuen Lösung für das Problem, dass noch niemand richtig in den Griff bekommen hat:
Wohin mit Frontkamera und den Sensoren, wenn der Rahmen um das Display weg fällt? Apple hat im iPhone X einfach einen Teil des Displays ausgeschnitten, um Platz zu schaffen. Auch wenn das Design seit dem von fast jedem erdenklichen Hersteller übernommen wurde, ist es weder elegant noch schön. Deshalb hat Oppo sich etwas neues einfallen lassen. Doch alles der Reihe nach.
Oppo Find X – Totgeglaubte leben länger
Oppo hat die Find Reihe 2014 vermeintlich zu Grabe getragen, und sich seit dem in den chinesischen Markt zurückgezogen, um dort mit Mittelklasse Smartphones und starken Kamera Setups den Markt zu erobern.
Doch nun sind Sie zurück, und unterstreichen das mit einer Vorstellung des Find X im Pariser Louvre. Eine direkte Kampfansage an alle etablierten Hersteller in Europa. Doch mit welchen Features wollen Sie die Kunden überzeugen, wird das neuste Smartphone der Find Reihe wieder eine klare Kaufempfehlung und wieso prophezeie ich schon vor dem Marktstart das Scheitern? Das lest Ihr in den nächsten Abschnitten.
Nur das beste vom Besten – die Hardware
Hardwareseitig zieht Oppo alle Register um mit den ganz großen auf dem Markt konkurrieren zu können. Der Snapdragon 845 ist Pflicht, zusammen mit 8 GB Ram und 256 GB schnellem UFS Speicher wird die Leistung unter Android kaum ausreizbar sein.
Handliches Riesendisplay?
Das Display kommt mit 6.42 Zoll massiv daher, insgesamt soll das China Phone aber trotzdem Handlich bleiben. Dafür sorgt zum einen das Seitenverhältnis von 19.5:9, zum anderen deckt das Display 93,8% der Oberfläche ab und ist an den Seiten gekrümmt. Bis auf einen schmalen Rand auf der Unterseite besteht die Front praktisch nur aus Display.
Langweilige Kameras, Spannende Technik
Das besondere an dem Smartphone sind jedoch die Kameras. Weniger die Auflösung oder deren Qualität, denn diese sind mit 25 MP auf der Front und 16 + 20 MP auf der Rückseite sicher nicht schlecht. Jedoch sind Sie auch nichts besonderes, im Gegensatz zur 5 Fach Zoom Technologie, die Oppo bereits letztes Jahr vorgestellt hatte und die sich einige für das Find X erhofft hatten. Einzigartig ist dagegen der Mechanismus, der das Design des China Phones erst ermöglicht. Die Kameras sind im Smartphone „versenkt“ worden, und fahren bei Bedarf in nur 0.5 Sekunden aus dem Gehäuse. Solch eine kurze Zeit ist auch nötig, einerseits damit die Kamera schnappschusstauglich bleibt, andererseits um das Smartphone komfortabel zu entsperren.
Denn Oppo hat den Fingerabdrucksensor aus dem Smartphone gestrichen.
Dafür wurde eine Gesichtserkennung á la Apple eingebaut, um ein Sicherheitsdebakel wie bei anderen China Smartphones zu verhindern. Die Technologie wird O-Face genannt und wird sich erst noch Bewähren müssen. Mir wäre ein Fingerabdrucksensor unter dem Display als Zusatz zwar sehr Recht gewesen, aber wenn die neue Technik halten kann was Sie verspricht, wird kaum jemand den Fingerabdrucksensor vermissen.
Animoji, Omoji, Ar Emoji – Bunter Einheitsbrei?
Doch nicht nur in Sachen Sicherheit orientiert man sich am großen Vorbild aus Cupertino. Denn auch Softwareseitig will man mit den „Omoji“ genanten Animoji Abklatsch gleichziehen. Huawei plant es gerade, Samsung hat den Versuch das Feature zu kopieren bereits in den Sand gesetzt. Mal sehen ob Oppo besser kopieren kann.
Die sonstige Software ist auf dem aktuellsten Stand, mit Android 8.1 und der Color OS 5.1 Oberfläche. Doch obwohl all das nach einem wirklich guten Smartphone klingt, bin ich mir sicher, dass das Smartphone in Europa ein Flop wird.
Ist das Scheitern vorprogrammiert?
Dafür sprechen in meinen Augen ein paar sehr große Hindernisse, die Oppo kaum überwinden kann.
Das Flaggschiff, das niemand kennt
Zu aller Erst hat Oppo einfach keinen Namen in Europa. Das mag in der China Smartphone Szene früher anders gewesen sein, doch auch dort ist der Glanz mittlerweile verblasst. Dazu gibt es keine nennenswerte Verkaufsstruktur mehr. Früher haben sich im Internet einige Shops getummelt, die sich auf den chinesischen Hersteller spezialisiert haben, doch diese sind zusammen mit dem vermeintlichen Ende der Find Reihe 2014 verschwunden.
Doch selbst wenn Sie es schaffen sollten, dass das neue Find X bei MediaMarkt, Amazon, und den Mobilfunkanbietern wie Vodafone, Telekom und co. verfügbar sein wird, wird es kaum jemand kaufen wollen. Denn dass das Smartphone unbekannt ist, ist bei weitem nicht das einzige Problem. Viel wichtiger ist noch der Preis.
Teuer, Teurer, Oppo Find X
Vermutlich hat man sich an dem Trend orientiert, dass Flaggschiff Smartphones seit letztem Jahr um die 1000€ kosten, doch damit hat man sich in meinen Augen massiv verkalkuliert. War der Vorgänger, das Find 7, noch für weit unter 500€ zu haben und damit ein absoluter Preis-Leistungs-Kracher, so ist das Find X nur eines. Maßlos überteuert.
In der Standardversion startet man mit 999€. Das ist in einer Liga mit der UVP der 256 GB Version des Samsung Galaxy S9+, und selbst der Marktführer der gesamten Android Welt konnte das Smartphone nicht zu diesem Preis verkaufen. Denn genau wie das Oppo Find X ist das S9+ ein tolles Handy, aber kein so besonders innovatives, dass dieses Preisschild gerechtfertigt wäre. Und deshalb ist der Preis innerhalb weniger Monate soweit gefallen, dass es das Smartphone in der 64 GB Version schon für 600€ gab.
Lomborghini Special Edition – „Oppos Porsche Design“
Preislich noch eine Klasse höher liegt die „Lamborghini Version“. Ähnlich zu Huaweis Zusammenarbeit mit Porsche Design gibt es ein paar einzigartige Features kombiniert mit Mondpreisen. Beim Oppo Find X sind das 512 GB Speicher, eine stabilere und schicke Rückseite aus Kohlefaser und eine neue Ladetechnik, Super VOOC genannt, die Strom mit bis zu 50 Watt in den Akku presst. So soll der 3.730 mAh große Akku in circa einer halben Stunde von 0 auf 100% geladen werden. Gerade letztes finde ich persönlich äußerst interessant, da es sich um die höchste mir bekannte Wattzahl und kürzeste Ladedauer für ein Smartphone ist, die ich kenne. Meizu hat zwar 2017 mit Super mCharge angekündigt, mit 55 Watt laden zu wollen, doch im Gegensatz zu Super VOOC gibt es noch kein Gerät mit der Technik zu kaufen.
Aus den 999€ der normalen Version werden eben einmal 1699€. Das lasse ich einfach unkommentiert stehen.
Riskante Releasezeit
Zusätzlich kommt noch dazu das Oppo keine gigantische Werbekampagne auffahren wird wie Samsung es getan hat und dass der europäische Marktstart im August sein wird. Statt das „Sommerloch“ zu Nutzen, dass der europäische Smartphone Markt gerade hat, schiebt man den Release in den Zeitraum, in dem das Galaxy Note 9, Sony XZ 3 und ähnliche Boliden erwartet werden. Wie man gegen diese Konkurrenz bestehen möchte, ist mir ein Rätsel.
In meinen Augen bleiben Oppo nur zwei Möglichkeiten. Entweder Sie gehen von Anfang an stark mit dem Preis nach unten, oder Sie stellen noch eine günstigere Version mit beispielsweise 64 GB vor. Und selbst dann bleibt noch ein Berg an Problemen, der dem Erfolg im Weg steht.
Wie seht Ihr das? Denkt Ihr Oppo kann sich den Weg zurück nach Europa erkämpfen oder werden Sie beim Versuch scheitern? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren!