Kurz vor dem kommenden Wahnsinns-Börsengang, der Xiaomi mit rund 100 Milliarden US-Dollar bewerten könnte, gibt es Probleme beim Techriesen aus Beijing.
Xiaomi wird von Coolpad, einer ehemaligen Hausnummer auf dem chinesischen Smartphonemarkt, verklagt. Der Verkauf des Mi Mix 2 und der Redmi 5 Reihe sollen untersagt werden.
Versucht Coolpad noch das letzte bisschen Kohle aus ihrem ehemaligen Imperium herauszuschlagen oder hat Xiaomi wirklich gegen Patente verstoßen?
Coolpad im Detail: Die Talfahrt der letzten Jahre
Das Unternehmen Coolpad sist wahrscheinlich nur denen bekannt, die den internationalen Smartphonemarkt seit mehreren Jahren verfolgen. Einst mit Marktanteilen von über 10% in China, konnte Coolpad im Jahre 2017 nicht mal 1 Millionen Geräte verkaufen.
Seit LeEco im Jahre 2016 rund 30% der Anteile von Coolpad übernommen hatte, sind die Verkaufszahlen eingebrochen. Die internationale Expansion von LeEco, die ich in einem ausführlichen Artikel bereits analysiert habe, war ein absolutes Disaster.
Aufgrund von Geldproblemen liquidierte LeEco im Januar 2018 einen Großteil der Anteile an Coolpad – der Todesstoß eines einst aufstrebenden Unternehmens? Ziel war es, international rund 100 Millionen Geräte im Jahre 2016 abzusetzen. Dieses Unterfangen ist so sehr gescheitert, dass Coolpad sogar im Heimatsland irrelevant geworden ist. Im Jahre 2016 wurden Verluste von über 400 Millionen Euro prognostiziert.
Auch die Aktie von Coolpad darf seit März 2017 nicht mehr gehandelt werden, da das Unternehmen bis heute nicht die Unternehmenszahlen der letzten Jahre offen legen kann.
Dennoch besitzt Coolpad, die es momentan weiterhin mit dem Cool 1 und Cool 2 auf dem indischen Smartphonemarkt versuchen, wichtige Patente auf dem Smartphone-Markt. Diese beschäftigten sich primär mit dem User-Interface und dem Dual-SIM Design moderne Smartphones.
Komischerweise sind nicht alle Geräte von Xiaomi betroffen und auch MIUI, Xiaomis eigene Androidoberfläche, wird nicht von den Medien erwähnt.
Alle bekannten Details zum Prozess
[bs-quote quote=“Das Timing von Coolpad ist perfekt, um Druck auf Xiaomi auszuüben und Aufmerksamkeit des Marktes für sich zu gewinnen.“ style=“style-3″ align=“left“ author_name=“James Yan“ author_job=“Counterpoint Analyst“][/bs-quote]
Angeblich Xiaomi seit 2014 von Coolpad auf den Diebstahl von geistigem Eigentum hingewiesen worden sein. Die South China Morning Post (Im Besitz von Alibaba) berichtet, dass es angeblich seit Jahren keine Reaktion aus Beijing gibt. Da sich die rechtliche Lage für geistiges Eigentum in China allerdings verbessert hat, entschied sich Coolpad nun dazu, Xiaomi zu verklagen.
Es geht so weit, dass diese sogar behaupten, dass Xiaomi Gerichtstermine mit Absicht verzögert, um den kommenden Börsengang nicht zu gefährden. Ein Urteil gegen Xiaomi könnte Anleger negativ stimmen und eine deutlich geringere Evaluierung bedeuten.
Coolpad fordert nun, dass der Verkauf der Mix 2 und Redmi 5 Geräte eingestellt wird. Ebenfalls wird eine Kompensation eingeklagt, die für den entstandenen Schaden kompensieren soll.
In Beijing will allerdings von diesen Aufforderung nichts bekannt sein und so schlägt Xiaomi zurück und fordert, dass drei der angesprochenen Patente gänzlich annuliert werden.
Xiaomi besitzt selbst über 3500 Patente und wartet darauf über 10.000 weitere in China anzumelden. Partnerschaften mit Microsoft, Qualcomm oder Nokia sollen ebenfalls zeigen, dass Xiaomi sorgfältig mit geistlichem Eigentum umgeht.
Durch diverse Einsprüche beider Seiten wird der Fall nun vor dem Gericht der Provinz Guangdong vorgestellt. Ob das Gericht diesen letztendlich annimmt oder gar für Coolpads Anschuldigungen ein Ohr findet, bleibt offen.
Geht es hier Coolpad nur um Aufmerksamkeit oder ist Xiaomi wirklich nicht ganz fair unterwegs? Sieht so der Neid eines ehemaligen Konkurrenten aus?